Bei drei malbegeisterten Mädchen kann man leider nicht jedes Kunstwerk aufheben. Und nachdem ich schon gefühlte 1000 Mal gekritzelte Prinzessinen und Blumenwiesen und Sonnen mit riesigen Strahlegesichtern gesehen habe, stellt sich nicht gerade übermäßige Begeisterung bei mir ein wenn mir wieder einmal ein Bild gezeigt wird. Ich nicke dann mit nicht ganz so viel Enthusiasmus den Kopf und sage nicht ganz so leidenschaftlich: ‚Toll, mein Schatz!‘ Und schon wende ich mich wieder meinen Aufgaben zu.
Lilian hat vor kurzem angefangen im Kindergarten jeden Tag eben so ein Kunstwerk zu malen und jeden Tag fand ich ein fein säuberlich gefaltetes Blatt Papier im Kindergartenrucksack. Ich muss gestehen: ich habe die allermeisten ungeöffnet ins Altpapier geworfen. Schließlich weiß ich doch ganz genau, wie Bild Nr. 1001 aussieht! Blumen! Prinzessinen! Regenbogen!
Bis ich vor ein paar Tagen ein paar Minuten Zeit hatte und diese nutzte um ein Papier auseinanderzufalten. Was ich sah trieb mir die Tränen in die Augen. Mit großer Sorgfalt und Ausdauer hat Lilian bunte Streifen gemalt. Das Wort ‚Lebensfreude‘ kam mir in den Sinn.
Am nächsten Tag fand ich ein wunderschönes Gemälde mit zwei Menschen. Ein Mann und eine Frau. Sonnenschein im Hintergrund. Mama und Papa? Ich würde gerne mit so einem großen Lächeln gezeichnet werden.
Und noch einen Tag später malte Lilian einen Baum, der sich im Sturm biegt. Dicke Regentropfen fallen vom Himmel. Die Wolken wandern kunstvoll geformt am Himmel entlang. Mir kam dieser Satz aus einem Lied in den Sinn: ‚I am a tree bending beneath the weight of His wind and mercy.‘ (Ich bin wie ein Baum, der sich unter seinem Wind und seiner Barmherzigkeit beugt.) Bei unseren Kindern lohnt sich immer ein genaues Hinschauen.
Süße Gemälde! Echt niedlich!