Vor ein paar Tagen habe ich meinen Kindern völlig verschlafen am Frühstücksttisch eine Bibelgeschichte aus einem Kinderbuch vorgelesen. Die Bilder und auch die Sprache in diesem Buch sind auf Kleinkinder ausgerichtet, was meiner morgendlichen Gehirnfunktion sehr zugute kommt. Obwohl meine Kinder schon älter sind, mögen sie die einfach gezeichneten Bilder und die kindlichen Formulierungen. Und ich kann mich im Halbschlafmodus bei den riesigen Buchstaben nicht wirklich verlesen.
Es ging um die Geschichte um Simon, den Fischer. Der eine ganze Nacht auf dem See Genezareth arbeitete und keinen.einzigen.Fisch fing. Völlig gefrustet fuhr er am morgen zum Ufer zurück, nur um von Jesus um einen Gefallen gebeten zu werden. Er sollte sein Boot etwas ins Wasser fahren, so dass Jesus von dort zu den Menschen sprechen konnte, ohne dass es Gedränge gab und jeder Jesus gut sehen konnte. Simon hat das getan, obwohl er gerade die ganze Nacht hart gearbeitet hatte, keinen Erfolg erzielt hatte und mit Sicherheit sein Boot einfach nur festmachen und sich schlafen legen wollte.
Aber nicht nur das. Als Jesus fertig war mit reden, sagte er zu Simon: ‚Simon, nimm dein Boot, fahre ins tiefe Wasser und fange ein paar Fische.‘ (O-Ton Kinderbuch) Ganz ehrlich, wenn ich Simon gewesen wäre, hätte ich gesagt: ‚Nein, sorry. Ich war die ganze Nachte da draußen. Fische fängt man nachts, Jesus. Ich bin kein blutiger Anfänger, ich kenne mich in dem Business schon etwas aus. Du hast mein Boot schon die letzten Stunden besetzt, ich bin müde, ich will ins Bett. Auf Wiedersehen.‘ Aber Simon, der übermüdete Fischer, hörte auf Jesus und fuhr mit seinem Boot nochmal raus auf den See und – hatte den Fang seines Lebens. Er fing so viele Fische, dass andere Fischer ihm zur Hilfe kommen mussten.
Da ist die Geschichte aber immer noch nicht zu Ende. Man muss sich das mal vorstellen: Simon, völlig am Ende seiner Kräfte, aber überdreht happy, weil er absolut unerwartet mega Erfolg beim Fischen hatte und jetzt richtig viel Geld mit seinem Fang machen konnte, wurde von Jesus mit diesen Worten am Ufer empfangen (wieder O-Ton Kinderbuch): ‚ Jetzt‘, sagte Jesus, ‚wirst du Menschen fischen.‘ Und dann steht da ganz banal: ‚Simon und seine Freunde ließen die Fische liegen. Sie stiegen aus den Booten. Und sie gingen mit Jesus.‘ (Lukas 5,1-11)
Da sass ich mit meinem Kaffee am Frühstücktisch und hatte Tränen in den Augen. Die Geschichte wurde so einfach aufgezeichnet, ohne große Worte, aber die Tiefe ist enorm. Und ich konnte nicht anders – gleich hatte ich Parallelen zu meinem eigenen Leben im Kopf:
Wie oft hatte ich schon durchwachte Nächte, war am Morgen völlig frustriert? Und war mein Herz da offen und weich für Jesus? Hätte ich mein Boot für Jesus nochmal rausgefahren? Bin ich als todmüde Mama bereit am frühen Morgen auf Jesus zu hören und mein erschöpftes Ich hinten an zu stellen?
Und hätte ich wie Simon, mir etwas von Jesus sagen lassen, was ich doch so viel besser weiß? Wie oft verstopft mir mein eigener Stolz die Ohren und ich kann Jesu Ratschlag nicht hören?
Und, Hand aufs Herz, wenn ich mal so richtig erfolgreich bin, wenn alles glatt läuft, wenn mein Leben glitzert und glänzt und mein Boot voller Fische ist – würde ich alles stehen und liegen lassen, um mich von Jesus berufen zu lassen? Sind mir nicht Geld, Ansehen und Pinterest wichtiger, als das zu tun, wozu Jesus mich beruft?
Dieses etwas kitschige Kinderbuch wurde mir zum Spiegel. Gottes Wort ist eben mächtig, auch wenn es in gewöhnungsbedürftigen kindlichen Sätzen daher kommt.
Ich, als Mama, will wie Simon, der Fischer sein. Demütig, selbstlos, Jesus zentriert. Mein Boot soll ins Wasser gelassen werden, wenn er es will, nicht erst wenn mein Wohnzimmer aufgeräumt ist und ich diese lästigen Kilos wieder runter habe. Im Hier und Jetzt, im Chaos, in meiner Müdigkeit, in meinem Versagen will ich Jesus zur Verfügung stehen. Will ein sanftes Herz haben, wenn es mir eher nach Türen knallen zumute ist. Will meine Kinder umarmen, wenn ich lieber ein One-Way-Ticket nach weit-weg hätte. Will lieben, wenn es schwer fällt, will zuhören, wenn mir schon der Kopf schwirrt.
Ich frage mich, woher Simon die Kraft genommen hat, so selbstlos zu sein? Ich frage mich, woher ich mir die Kraft nehmen soll, so eine hingegebene Mama zu sein?
Ich glaube, Simon hat Jesus angesehen. Er hat ihm in die Augen geschaut. Er hat erkannt, dass dieser Mann jedes Risiko, alle Hingabe wert ist. Ein Blick in Jesu Augen und alles verändert sich. Auch mein müdes Mamaherz.
photo credit: gnseblmchen <a href=“http://www.flickr.com/photos/129811870@N06/29888833224″>Julie O I</a> via <a href=“http://photopin.com“>photopin</a> <a href=“https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/“>(license)</a>
photo credit: Henry Hemming <a href=“http://www.flickr.com/photos/48263027@N03/31159080752″>Who Shall Have the Fishy?</a> via <a href=“http://photopin.com“>photopin</a> <a href=“https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/“>(license)</a>
Danke für dieses Input. Tut gut . LG aus der „alten Heimat“ …. Matthias