Müde und ausgelaugt

Die Zeit fliegt. Schon ist es Herbst. Als ich den letzten Artikel tippte, war es draußen heiß und schwül. Heute schaue ich aus dem Fenster und sehe wie die Herbstsonne durch die schon bunten Blätter scheint. Wir haben die Regenjacken wieder aus den Schränken geholt und die wasserfesten Schuhe. Die Zeit fliegt.

Die letzten Wochen waren für mich sehr herausfordernd. Kräftezehrend. Seit Monaten schon, eigentlich schon seit Jahren, komme ich immer schneller an meine Grenzen. Genaugenommen fing es an, als wir unser Baby verloren haben – das ist nun schon über 3 Jahre her. Dann die schwierige Schwangerschaft mit unserem 5. Kind, die anstrengende Geburt. Und dann stellt sich heraus, dass unser Nesthäkchen uns als ‚alte Hasen‘ nochmal so richtig herausfordern will. Schlaflose Nächte, monatelang. Und noch immer, mit 2 1/2 Jahren macht unser Sohn gern mal die Nacht zum Tag. Inmitten dieser alltäglichen Achterbahnfahrten hat mein Mann seine Arbeitsstelle wechseln müssen. Es kamen mehr Arbeitsstunden hinzu, 3 Stunden pro Tag im Zug zur Arbeit und wieder nach Hause – manchmal ist das Leben unfair.

Ich habe immer mehr an Boden unter den Füßen verloren. Hab mich immer mehr überfordert gefühlt. Dinge, die mir vorher wie selbstverständlich von der Hand gingen, waren plötzlich Mammutaufgaben. Die Nerven lagen immer öfter blank und seit kurzem geht es mir auch körperlich nicht gut. In der letzten Woche war es besonders schlimm. Immer wieder Herzrasen, Schwindel. Ich muss die Notbremse ziehen. Und das habe ich auch.

Schon seit einem Jahr trage ich den Gedanken mit mir herum eine Mütterkur zu beantragen. Keine Mutter-Kind-Kur – das ist die bekanntere Variante. Sondern wirklich eine Kur nur für Mütter. Ohne Kinder. Immer wieder habe ich es hinten angestellt, habe mir gedacht, das wäre doch gelacht, wenn ich meinen Alltag nicht alleine hinkriege. Andere schaffen das doch auch. Und ich habe es doch auch immer gut geschafft. Ich soll mich bloss nicht so anstellen. Es kam mir auch so vor, als würde ich mit diesem Antrag auf Kur kapitulieren. Aufgeben. Mir eingestehen müssen, dass ich es eben nicht alleine schaffe. Und das wollte ich nicht. Ich wollte das alles alleine bewältigen.

Es hat nicht funktioniert. All die Herausforderungen des Alltags zollen gerade ihren Tribut. Irgendwann ist halt der Akku leer und muss wieder neu aufgeladen werden. Ich ahne: ich werde in den nächsten Wochen so einiges lernen über loslassen, schwach sein dürfen und Hilfe annehmen müssen. Nachdem ich letzte Nacht wieder mit Herzrasen wach im Bett lag, erscheint es mir heute wie ein Geschenk, dass ich den Anruf mit der Nachricht bekam, dass meine Kur genehmigt wurde. Irgendwie fühlt es sich gerade sehr gut an, dass ich gerade nicht stark sein muss. Dass mir unter die Arme gegriffen wird. Irgendwie löst das die Verkrampfung in mir etwas. Ich fühle mich schon etwas ruhiger.

Klar stehen jetzt noch viele Fragezeichen im Raum. Ich habe erfahren, dass ich frühestens nächstes Jahr im Mai die Kur beginnen kann. Es gibt nur 5 Häuser dieser Art in Deutschland – und die Wartelisten sind dementsprechend lang. Wie soll ich noch solange durchhalten? Oder was mich viel mehr beschäftigt: wie werden meine Kinder damit umgehen, wenn Mama 3 Wochen nicht da sein wird?

Ich habe von Gott vor ein paar Monaten (als ich den Gedanken an die Mütterkur noch weit von mir geschoben habe) eine Zusage bekommen: ‚Du darfst dich ausruhen.‘

Das gibt mir Mut. Gott hat nach seinem Schöpfungswerk auch ausgeruht. Gott weiß, wie notwendig Ruhe für unsere Seelen ist. Es ist für Ihn okay, wenn ich mich zurückziehe und ausruhe. Er braucht nicht meinen Aktivismus. Es ist für Ihn viel wichtiger, dass ich in Ihm bleibe und Er in mir. Er der Weinstock, ich die Rebe. Meine Kraft reicht nicht aus. Ich brauche Jesus. Seine Kraft in meiner Schwachheit.

from Inkas phone 104

6 Kommentare zu „Müde und ausgelaugt“

  1. auch ich möchte dich drücken… was mir -alte Kämpferin – hilft:
    für 2 Tage kochen oder sogar mit haben mir einen Topf Suppe kochen zu lassen
    Bügelwäsche nicht mehr bügeln ( meine Ansprüche!)
    eine Freundin bitten für mich einzukaufen, zu wischen oder oder. war hart, aber- musste sein.
    einen nachmittag einen Familiensitter. Die junge Frau kam jede woche dienstag von 15-18.oo und hat mich gerettet- ohne dass ich geld zahlen musste ( konnte)

    wenn du nur bist, bist du schon genug!

    Ich bete für dich
    du darfst dich ausruhen

  2. Liebe Inka, ich wollte jetzt nicht kommentarlos an dir vorbei gehen. Es tut mir leid, dass es dir so ergeht und ich wünsche dir, dass die Kraft langsam wieder zurück kommt. Das ist sicher mit dem kommendem Winter nicht so einfach. Und die Kur liegt noch weit weg. Ob die Kur nun der Anker für dich sein kann, das weißt du ganz alleine.

    Ich möchte dir aber mit auf den Weg geben, dass du jeden Tag deinen Alltag leben musst und das es wichtig ist, das der Alltag für dich schaffbar und lebbar und das du da ansetzen solltest. Hol dir Hilfe in den Alltag hinein, damit du Oasen für dich schaffst und Kraft tanken kannst. Das ist glaube ich ein großer Schlüssel zum Glück.

    Auszeiten tuen mir immer gut. Familienwochenenden in einer Familienferienstätte. Dort kann ich den Haushalt Haushalt sein lassen und bekomme ich neue Impulse. Davon zehre ich sehr lange und nehme es mit in den Alltag.

    Alles, alles Gute dir ! Ich bete für dich.

    Liebe Grüße
    Andrea

  3. Hallo Inka,
    Ich war vor kurzem auch an dem Punkt.
    Habe auch wegen einer Kur nachgedacht weil nichts mehr ging.
    Was mir sehr geholfen hat, war das Buch „Desperate moms- Hope for the mom who needs to breathe“ von Sarah Mae.
    (Ist ein christliches Buch!). Gibts mittlerweile auch in Deutsch…
    Das hat mir echt sowas von durchgeholfen..
    Viel Kraft und halte durch!
    Gottes Segen, Jana

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