Die Geschichte Ruts bewegt mich jedesmal auf’s Neue. Sie kam als eine Moabiterin, als Ausländerin nach Israel. Sie folgte ihrer Schwiegermutter Noomi, die gebrochen und vom Leben bitter enttäuscht war und in das Land ihrer Vorfahren zurückkehrte. Obwohl Noomi Rut mehrmals versuchte davon zu überzeugen, dass es für sie viel besser wäre in ihrem Heimatland zu bleiben, sagte Rut diese radikalen Worte: ‚Wo du hingehst, da will ich auch hingehen, wo du bleibst, da bleibe ich auch.‘ Rut 1, 16 Heute ist dieser Vers ein beliebter Trauspruch, weil da in ganz tiefer Familienzusammenhalt zum Ausdruck kommt. Egal was passiert – wir gehören zusammen. Noomi kommt also als gebeugte, alte Frau in ihre Heimat zurück. Ihr Mann und ihre Söhne sind im Land der Moabiter gestorben und Noomi will von nun an ‚Mara‘ genannt werden. Das bedeutet ‚bitter‘. Ich kann sie mir bildlich vorstellen: verrunzeltes Gesicht, tiefe Furchen, die ihr Leid erzählen, ihr gekrümmter Körper schwer auf einen Stock gestützt. Und Rut war eine Frau, die anpackte, die nicht am Leben verzweifelte, ein Mensch, auf den man sich verlassen konnte. Und arm und mittellos wie die beiden Frauen nun waren, begann Rut auf den Feldern von Boas – ein entfernter Verwandter von Noomi – die Ähren aufzulesen, die die Arbeiter fallen ließen. Sie klaubte sozusagen den Abfall auf, um sich und Noomi zu ernähren. Und Boas wurde aufmerksam auf sie und der Rest der Geschichte ist uns allen bekannt: Rut macht Boas einen indirekten Heiratsantrag, Boas willigt ein, sie heiraten und bekommen einen Sohn, Obed.
Diese Geschichte, die so tragisch beginnt, wo man meinen könnte, Noomis Herz wäre unwiderruflich gebrochen und Rut ist töricht, sich zu entscheiden im Ausland alleine als Frau für ihre Schwiegermutter sorgen zu wollen. Noch dazu litt sie sicherlich unter dem Verlust ihres Ehemannes, Noomis Sohn. Aber Gott nimmt diese beiden zerbrochenen, einsamen Frauen und schreibt Geschichte. Ruts Festhalten an der Familie, ihre Bereitschaft Opfer zu bringen, ihr Mut werden belohnt. Rut wird die Urgroßmutter von David und wir wissen wo dieser Stammbaum hinführt: zu Jesus in der Krippe. Dem Erlöser der Welt.
Es berührt mich zutiefst, wie Gott im Leben von Rut und Noomi handelt und wie er eine unerträgliche Situation in puren Segen verwandelt. Alle Zeichen standen gegen diese beiden Frauen und Gott errettete sie und schrieb ein weiteres Kapitel in seinem Heilsplan.
Bill Hybels hat die Geschichte von Rut folgendermaßen interpretiert. Er sagt, dass Familie eine Idee Gottes ist und selbst wenn alles gegen diese Institution spricht, wenn Verletzungen, Enttäuschungen, Ausgebranntsein, Verbitterung unsere Familie gefährden, kann Gott aus einem Trümmerhaufen Gigantisches entstehen lassen. Er tat es mit Noomi und Rut. Er kann es heute mit uns tun.
Es liegt an uns, uns und unsere Familie ‚der Barmherzigkeit Gottes anzubefehlen‘ (J.S. Bach). Es liegt an uns, Seinen Segen zu erbeten und Sein Handeln zu erwarten. Er arbeitet hinter den Kulissen, er bereitet die Plattform vor, auf der Er Seinen Plan offenbaren wird. Noomi musste durch unsäglichen Schmerz hindurch, so dass Gott sie wieder nach Israel führen und dort Rut und Boas zusammenbringen konnte.
Lasst uns ganz bewusst jeden Tag für unsere Familie beten. Die großen und kleinen Schwierigkeiten vor Seinen Thron bringen. Und wir wollen nicht vergessen, dass Gott alles zum Guten wenden wird, dass Er die Fäden unseres Lebens in Händen hält.Er wird Seinen Segen auf uns ausgießen und unsere Familien zu Seiner Ehre einsetzen.