Ein kleines, buntes Pflaster

Am Wochenende schickte ich ein Stoßgebet in den Himmel: ‚Herr, gib mir Weisheit bei der Erziehung meiner Kinder.‘

Später am Nachmittag hatte Lilian einen Fahrradunfall. Nichts dramatisches, das Bein war etwas aufgeschürft, aber es hat nicht geblutet. Lilian übertreibt gern mal und so schrie sie in den höchsten Tönen und verlangte mit zittriger Stimme ein Pflaster, weil sie sonst nicht mehr laufen kann. Ja, klar. Sie hat ja gerade nur ihr Fahrrad in der Garage abgestellt und ist zu mir in die Küche gekommen. In dem Moment war ich ziemlich genervt von ihrem ‚Theater‘ und beschloss ihr kein Pflaster zu geben. Schließlich hat es nicht geblutet und irgendwann muss ich diesem Kind doch einmal beibringen, dass es nicht immer gleich so jammern muss! Lilian steigerte sich in ihr Schreien hinein, aber ich gab nicht nach. Irgendwann beruhigte sie sich.

Nach dem Abendessen hatte ich kurz ein wenig Ruhe und fing an in einer Missionszeitschrift zu blättern. An einem Bericht blieb ich hängen, denn es war ein großes Pflaster abgebildet, mit Bärchen drauf – genau diese Pflaster haben wir auch zu Hause. Ich fing an den Bericht von einer Krankenschwester aus dem Sudan zu lesen. Folgende Worte waren die Einleitung: ‚Ein kleines, buntes Pflaster kann großen Trost spenden. … Für ein Kind hat so ein farbenfrohes ‚Trostpflaster‘ große Bedeutung. Es hilft über den Schmerz hinweg, so dass sich das Kind wieder anderen Dingen widmen kann – denn die Wunde ist ja versorgt.‘ 

Ich war überführt. Ich hatte falsch gehandelt. Und Gott hat mich darauf hingewiesen. Er hat mir Weisheit geschenkt. Und Lilian bekam an diesem Abend noch ihr Pflaster.

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