Gestern kam meine neue Nähmaschine mit der Post an. Ich habe sie mir nach langem Überlegen bestellt und war ganz aufgeregt, als sie dann auf dem Esstisch stand. Nagelneu und glänzend.
Ich habe am Abend sofort losgelegt und mein erstes Projekt war ein Kissenüberzug. Mit Reißverschluss einnähen und allem drum und dran. Als Teenager habe ich um jegliche Handarbeiten einen großen Bogen gemacht – ob das nun Nähen, Stricken oder sonstwas war. Deswegen hatte ich auch so lange überlegt, ob ich mir nun eine Maschine bestellen soll, oder nicht. Mit zittrigen Fingern habe ich den Faden eingefädelt, den Stoff abgesteckt und los ging’s. Was soll ich sagen: nach kurzer Zeit war großes Chaos auf dem Esstisch. Überall lagen abgeschnittene Stofffetzen herum, kleine Nadeln, Fäden, das Maßband. Irgendwo mittendrin meine halbleere Flasche Cola light. Die Schere lag auf dem Boden und es hat eine Weile gedauert, bis ich sie gefunden habe. Ich habe mich mehrmals vernäht, aus Versehen den Stoff doppelt gelegt, mich an den Nadeln gestochen. Die Nähte waren alles andere als gerade und ich wollte schon fast frustriert aufgeben. Als ich mit der letzten Naht fertig war und den Bezug umdrehte, fiel mir auf, dass der Bezug ziemlich klein aussieht. War er dann auch – ich hatte in meiner Ungeduld endlich mit dem Nähen anzufangen, das genaue Abmessen einfach mal sein lassen. Aber: der Bezug sah toll aus! Das ganze Gewirr von unsauber abgeschnittener Nahtzugabe, Fäden und schiefen Nähten war verschwunden und vor mir lag ein (fast) perfekter Kissenbezug. Zu klein. Aber ein Kissenbezug! Mann, wie war ich happy! Es musste ein kleineres Füllkissen dran glauben und es passte perfekt rein. Meine Pläne habe ich nun dementsprechend angepasst und ich werde erstmal Sitzkissen für die Stühle am Esstisch nähen und erst später die Großen für’s Wohnzimmer.
Als ich dann um halb 12 todmüde – aber stolz wie Oskar – alles aufräumte kam mir in den Sinn, dass sich mein Leben schon oft so angefühlt hat, wie die Innenansicht dieses Kissenbezuges. Ein heilloses Durcheinander! Nähte, die schief laufen und mühsam wieder aufgetrennt werden müssen. Fäden, die sie sich verheddern und kaum mehr auseinander gefitzelt werden können und darum abgeschnitten werden. Man verliert leicht den Überblick und kann sich kaum vorstellen, wie das am Ende tatsächlich ein Kissenbezug werden soll: überall lose Stofflappen, notdürftig zusammengesteckt. Und am Ende hat es noch nicht einmal die Größe, die man eigentlich haben wollte!
Geht dir das auch manchmal so? Hast du auch manchmal das Gefühl, alles läuft aus dem Ruder, der Plan funktioniert nicht, überall sind Nadeln, die dich stechen? Hast du Angst, dass dein Leben ein Gewirr aus abgeschnittenen Fäden und Stofffetzen bleibt? Dass alles einfach keinen SINN macht?
Sei heute ermutigt: Gott sieht die ‚andere Seite‘. Den umgedrehten Kissenbezug, sozusagen. Er sieht das fertige Produkt und auch wenn es am Ende vielleicht anders ist, als du es dir vorgestellt oder erträumt hast, es wird seinen Platz finden und seine Bestimmung erfüllen.