Hausfrau+Mutter=Beruf

Heute morgen beim Zahnarzt musste ich ein Formular ausfüllen. Name, Vorname, Geburtstag, Beruf. Jedesmal, wenn ich diese leere Zeile vor mir sehe, krieg ich ein wenig Bauchziehen. Denn es würde doch so viel besser und irgendwie gebildeter aussehen, könnte ich ‚Lehrerin‘ hinschreiben. Oder ‚Buchhändlerin‘. Oder ‚Bürokauffrau‘. Wenn ich dann etwas zögerlich ‚Hausfrau‘ hinschreibe, dann kommt dieses Bild in meinen Kopf: Schürze, fettige Haare unordentlich hochgesteckt, schlabberige Jogginghose. Im Hintergrund Wäscheberge und schreiende Kinder. Im Vordergrund ein überkochender Topf auf verdrecktem Herd. Hausfrau, den Begriff verbinde ich unwillkürlich mit überfordert-sein, nichts auf die Reihe kriegen, dazu verurteilt sein rund um die Uhr das Mädchen für alles zu geben. Wozu bitteschön gibt es denn Krippen und Kindertagesstätten? Das ist alles nun ein wenig übertrieben, aber manchmal ist es mir tatsächlich unangenehm das Formular dann abzugeben und den etwas arroganten Blick der Zahnarzthelferin, der Bibliothekarin, der Bankkauffrau auf mir zu spüren. Bilde ich es mir nur ein, oder ist der Stand der Hausfrau in unserem Land nur ein mitleidiges Lächeln wert? In der Werbung kursierte vor einiger Zeit der Begriff Familienmanagerin. Das klingt ja schon besser. Aber vor allem geht es doch darum: ich möchte meinen Platz gerne ausfüllen. Ich will mir nicht einreden lassen, das was ich tue, sei minderwertig und nicht ganz so wichtig und jede Kindergärtnerin könnte mein Kind doch so viel besser fördern. Und bei einem doppelten Gehalt, würde eine Putzfrau doch locker zu bezahlen sein.
Ich will eine Hausfrau mit Leib und Seele sein. Ich will an dem Platz, wo Gott mich hingestellt hat, treu meine Arbeit tun und mein Bestes investieren. Ich habe vielleicht keinen schicken Hosenanzug an, wenn ich mit den Kindern auf den Spielplatz gehe und ich rede mehr Babysprache als Business English. Aber ich will vor Augen haben, dass ich nicht für Menschen arbeite, sondern nur für Gott. (Kol. 3,23) Und das Er es wertschätzt, was ich tue und dass Er meine Opfer, die ich tagtäglich bringe, ehrt.
Wenn ich also das nächste Mal in irgendeinem Formular die leere Zeile nach dem Wörtchen ‚Beruf‘ ausfüllen muss, dann will ich ohne Minderwertigkeitskomplexe ‚Hausfrau‘ einfüllen. Vielleicht in Großbuchstaben und drei Mal unterstrichen. Und mit einem Smiley.

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