Mein kleiner Mensch

Manchmal wenn ich Sophia aus dem Bett hole und sie noch ganz schlafwarm ist oder wenn sie sich in ihrer ganzen Größe von fast 90 cm mit ihren krummen Knochen vor mir aufbaut, übermannt mich ein Gefühl tiefster Liebe zu meinem Kind. Dann denke ich gerührt: „Mein kleiner Mensch!“ Und staune, was aus diesem kleinen Pünktchen vom ersten Ultraschall in der Schwangerschaft geworden ist. Mein kleiner Mensch… Bei Henri Nouwen lese ich (in: Leben hier und jetzt): „Kinder sind kein Eigentum, das man als Besitzer verwaltet, sondern Gaben, die man hegt und pflegt. Kinder sind die wichtigsten Gäste ihrer Eltern. Sie betreten den Raum, der für sie geschaffen wurde und in dem sie zu Hause sind, verweilen darin eine Zeit lang – fünfzehn, zwanzig oder auch fünfundzwanzig Jahre – und nehmen dann Abschied, um sich ihren eigenen Raum zu schaffen und ihren eigenen Weg zu suchen. Wenngleich Eltern von ‚unserem Sohn‘ und ‚unserer Tochter‘ sprechen, gehören die Kinder ihnen nicht. Eltern müssen ihre Kinder kennen lernen, deren Stärken und Schwächen entdecken, sie zu Reife und Verantwortung führen, um sie später eigene Entscheidungen treffen zu lassen.“

Ein ganz schöner Anspruch – aber einer der mich loslassen lehrt und mich letztlich entlastet. Verantwortung auf Zeit, die meine Kinder in die Eigenverantwortung führt. Neulich hat mir eine Freundin Fotos von ihren drei inzwischen erwachsenen Kindern gezeigt mit dem Hinweis: „Schau, jetzt steckst Du noch mitten drin, aber in ein paar Jahren sieht es dann so aus…“ Eine tolle Perspektive!

(Annette)

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