Psalm 23

Gestern bin ich mit Marit zu einer Schafherde gefahren. Wir haben sie erst aus dem Auto gesehen und ich hab dann am Nachmittag beschlossen, mit dem Fahrrad hinzufahren und die Schafe aus der Nähe zu betrachten. Als wir ankamen, war die Herde ein Stück weiter gezogen und ich musste mit dem Fahrrad auf einem holprigen Trampelpfad entlangfahren, um die Schafe gut beobachten zu können. Den Platz den wir dann fanden, war wunderschön. Ein kleiner Bach schlängelte sich durch eine frische Frühlingswiese. Die Bäume ließen ihre Äste tief hängen, so dass man sich fast wie in einem geborgenem Raum fühlte. Die Schafherde war auf der anderen Seite des Baches und sie kamen Stück für Stück näher an uns heran, bis sie schließlich direkt am Wasser standen und eifrig Gras und Blätter fraßen. Marit war begeistert und imitierte glucksend das ‚Mäh‘. Es war ein absolut gelungener kleiner Ausflug.

Jetzt im Nachhinein kam mir der Gedanke, dass David vielleicht so einen ähnlichen Beobachtungsplatz hatte, als er den 23. Psalm schrieb. Vielleicht sah er tatsächlich eine Schafherde vor sich, wie sie sich auf einer grünen Wiese ausbreitete und es sich gut gehen ließ. Vielleicht sah er, genau wie wir gestern, den Schäfer im Hintergrund, wie er auf die Herde acht gab und sie in die richtige Richtung führt und den Überblick behielt.

Für mich war lange Zeit der 23. Psalm nicht interessant, weil er einfach so wahnsinnig oft zitiert wird, im Religions- und Konfirmandenunterricht durchgekaut wurde und mich an diese kitschigen Gemälde von Jesus mit einem Lamm auf dem Arm erinnerte …bis ich vor einigen Monaten diesen Psalm neu für mich entdeckt habe und mit den Kindern auswendig gelernt habe. Mittlerweile liebe ich diese schlichten Worte, die tiefes Leid, tiefes Vertrauen und tiefe Zuversicht auszudrücken vermögen. Vielleicht wurde Psalm 23 für mich deswegen lebendig, weil ich auch durch ein finsteres Tal gewandelt bin und erlebt habe, was es bedeutet, wenn Jesus als mein Hirte mich da durch führt und Trost spendet. Und was es für ein Reichtum ist, wenn mein Hirte mich an frisches Wasser führt, wenn ich am Verdursten bin.

Auf dem Heimweg gestern konnte ich nicht anders, als laut Gott danke zu sagen. Für seinen Segen auf meinem Leben, für die Schönheit um mich herum, für seine Gnade. Dass er mich als guter Hirte so wunderbar führt und dass es mir an nichts mangelt.

‚Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.‘

Psalm 23

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