Dranbleiben
Vorgestern wollten wir ganz spontan einen Familienausflug machen. Mit dem Fahrrad ins Grüne. Picknick. Steine ins Wasser werfen. Mein Mann und ich waren von der Idee begeistert – zwei unserer Kinder nicht so sehr. Um es vorsichtig auszudrücken: sie waren mit unserem Vorschlag überhaupt nicht einverstanden. Weil sie anscheinend in der Annahme waren, dass wir schwer von Begriff sind, haben sie es uns eine geschlagene Stunde versucht nahe zu bringen, dass dieser Vorschlag grottenschlecht, unterirdisch, zum davonlaufen war. Mit Türen knallen, Tränen, Schreien, der Verweigerung den Schlafanzug ausziehen und ordentliche Klamotten anzuziehen, Beschimpfungen. Meinem Mann und mir drohte der Geduldsfaden zu reißen. Sind wir wirklich so schlechte Eltern? Ein Ausflug als Familie – wirklich, so schlimm?? Als wir dann endlich alle auf den Fahrrädern saßen (die zwei Verweigerer mit mürrischen Mienen, aber immerhin angezogen und anwesend), dachte ich schon bei mir: warum tue ich mir das eigentlich an? Warum investiere ich immer wieder in diesen kleinen chaotischen Haufen, der mir soviel Kraft und Energie kostet? Warum koche ich immer wieder gesundes Essen, wenn jedesmal mindestens einer meiner Kinder aus Protest in den Hungerstreik tritt? Warum räume ich auf und putze und wasche Wäsche, wenn das Danke so rar gesät ist, wie die Salatsamen, die nun schon zwei Jahre bei mir im Küchenschrank liegen…weil ich einfach nicht dazu komme, sie einzupflanzen?
Unser Familienausflug wurde ein voller Erfolg. Wir fanden eine abgelegene Kiesbank am Ufer des Lechs, sogar ein kleiner Sandstrand war dort verborgen. Es war himmlisch harmonisch, nachdem unsere zwei Drückeberger doch Spaß am Steine werfen fanden und kleine Fische entdeckten. Das Picknick war lecker, wir sind noch zur Eisdiele gefahren und ein Bücherflohmarkt bescherte jedem Kind sogar noch ein Buch. Gott sei Dank haben mein Mann und ich durchgehalten, sind nicht eingeknickt und haben diesen Ausflug stattfinden lassen.
Aber um zu meinen Fragen zurückzukommen…warum tut man sich das immer und immer wieder an? Diese Machtkämpfe…Warum gibt man nicht auf, nachdem das Kind zum hundertsten Mal in die Hose gemacht hat, warum steht man jeden Morgen auf und richtet das Frühstück und bleibt einfach in dieser Familie? Wenn ein Arbeitsplatz irgendwann zu viel Kraft kostet, man von Arbeitskollegen mies behandelt wird – dann sucht man sich eben eine neue Stelle. Das wollen wir Mamas nicht machen. Warum?
Wir sehen das große Bild. So wie mein Mann und ich einfach wussten, dass unsere Ausflugsidee gut ist, wissen wir, dass die Samen, die wir täglich in die Herzen unserer Kinder pflanzen, aufgehen werden. Das, was wir an Kraft, an Energie, an Vision in unsere Kinder investieren, wird sich auszahlen. Das ist eine biblische Gesetzmäßigkeit. ‚Lehre dein Kind, den richtigen Weg zu wählen und wenn es älter ist, wird es auf diesem Weg bleiben.‘ (Sprüche 22,6) Interessanterweise heißt es hier, wenn das Kind älter ist. Der Erfolg stellt sich also nicht sofort ein. Wir brauchen als Eltern Geduld, Weisheit, Voraussicht. Wir müssen uns Gedanken darüber machen, auf welchem Weg unsere Kinder gehen sollen. Wir müssen das große Bild sehen.
Unser Familienausflug ist nur ein kleines Beispiel. Wir als Eltern wussten, was uns als Familie gut tun wird, was wir gerade brauchen. Gemeinschaft. Auszeit. Unsere Kinder konnten das nicht erkennen, für sie war es erstmal unangenehm. So ist das doch auch mit Regeln, mit Prinzipien, die wir unseren Kindern nahe bringen wollen. Das ist harte Arbeit! Es braucht Ausdauer und feste Überzeugung, dass das was wir uns als Eltern vorgenommen haben, richtig und wichtig ist.
Und wir müssen uns bewusst sein, dass diese Kinder uns anbefohlen sind. Sie sind eine Gabe, ein Geschenk. Kein Eigentum, das wir nach Gutdünken verwalten sollen. Sie sind eine Belohnung, eine Zierde! Niemals Last, Karrierestopp oder ein Unfall. Du als Mutter bist von Gott auserwählt genau diese Kinder groß zu ziehen und sie die Wege des Herrn zu lehren. Keine andere Frau könnte das besser als du! Niemand kann dich als Mutter ersetzen. Du bist für deine Kinder unersetzlich. Und deswegen stehe ich jeden Morgen wieder auf. Deswegen überlege ich mir welche Erziehungsmethoden für meine Kinder in Frage kommen – auch wenn ich die Früchte oft noch nicht erkennen kann. Deswegen motiviere ich mich immer wieder neu, die Mutter zu sein, die meine Kinder brauchen.
Auf lange Sicht wird es sich lohnen. Auch wenn du jetzt gerade entmutigt bist und dir alles über den Kopf wächst – Jesus ist mit dir in deinem Alltag. Er lässt dich auf Adlerflügen aufsteigen, wenn du all deine Hoffnung in ihn setzt. Er segnet deine Bemühungen deine Kinder zu erziehen und lässt dich die Früchte eines Tages genießen.
Bleib dran, liebe Mama.
P.S. Die Bilder, die ich für diesen Blogpost herausgesucht habe, sind schon mehrere Jahre alt…verrückt, wie schnell die Zeit vergeht! Wie gerne würde ich die Uhr zurückdrehen und vor allem die ersten Jahre mit meinen Kindern mehr genießen. Deswegen noch ein Nachgedanke: bleib nicht nur dran. Halte nicht nur durch. Lass nicht zu, dass die Anstrengungen dieser Phase mit kleinen Kindern, dir die Freude an deinen Kindern rauben. Genieße so viel und so intensiv wie du nur kannst…