Strenge Liebe

Meine Oma hatte es in ihrer Wohnung hängen. Man findet es oft auf Flohmärkten: jenes kitschige Bild von Jesus, wie er ein Lamm auf den Schultern trägt. Der Sonnenuntergang schillert im Hintergrund dramatisch, die weichen Pinselstriche suggerieren dem Betrachter schmalzige Erlöserliebe…dabei hat das Bild eine ganz andere Botschaft.

Wenn ein Schaf dem Hirten immer wieder weglief und nicht bei ihm blieb, dann brach der Hirte dem Schaf ein Bein. Der Hirte trug dann das Schaf auf seinen Schultern, bis die Knochen verheilt waren. Bis zu diesem Zeitpunkt hat sich das Schaf so an die Nähe des Hirten gewöhnt, dass es nie wieder weggelaufen ist. Strenge Liebe.

Entgegen unseren Wünschen brauchen wir nicht nur die sanfte, zärtliche Liebe. Wir brauchen hin und wieder und manchmal öfters die strenge Hand unseres Hirten, damit wir nicht vom Weg abkommen, damit wir nicht verloren gehen. Das gefällt uns nicht und wir wehren uns mit aller Kraft. Aber wahres Lebensglück findet nur der, der sich auch der strengen Liebe Gottes unterordnen kann.

‚Er hat uns in Stücke gerissen, aber er wird uns auch wieder heilen. Er hat uns mit seinen Schlägen verwundet, aber er wird unsere Wunden verbinden.‘ Hosea 6, 1

Was mich tröstet, wenn ich an den strengen Hirten und an Lektionen denke, die ich schon schmerzhaft lernen musste: der Hirte trägt mich. Er lässt mich nicht liegen, er ignoriert mein Leid nicht. Ich bin am sichersten auf seinen Schultern, ich bin ganz nah an seinem Herzen, ich höre wie er mir tröstende Worte zuflüstert.

Ich bin verletzt, aber nicht verlassen.

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