Neulich im Wartezimmer

Neulich habe ich mit meiner jüngsten Tochter einen halben Tag zu Diagnosezwecken in der Kinderklinik verbracht. Lauter leicht angespannte Mütter mit ihren Kindern, immer wieder warten, rein ins Behandlungszimmer, raus auf den Gang. Sophia hat das gut mitgemacht, fröhlich die Spielangebote wahrgenommen und neugierig geschaut, was um sie herum los ist. Die meisten Mütter nahmen dann über die Kinder vorsichtig Kontakt miteinander auf und versuchten, die Stimmung positiv zu halten. Bis auf eine Mutter, die nach kurzer Zeit das Warten nicht mehr ertrug und anfing, vor sich hin zu schimpfen, es sei eine Unverschämtheit, und warum dauert das überhaupt so lange. Es dauerte – übrigens gar nicht so lange – weil bei einem anderen Kind eine Zusatzuntersuchung notwendig war, die sie ihrem eigenen Kind sicher auch gestattet hätte. Frappierend war aber, was das Schimpfen und der Abgang der Mutter (ohne die Untersuchung) in der Atmosphäre verändert hat: Sofort rundum tiefe Stirnfalten, schlechte Laune, negative Kommentare. Schade! Dabei kann ein bisschen Wegschauen von sich selbst, ein freundliches Wort, das Wertschätzen des Gegenübers so viel verändern! Sophia und ich sind dann den freundlichen Weg gegangen, haben viel gelacht mit den Ärzten und anderen Klinikmitarbeitern, haben uns bedankt für die Behutsamkeit, die Geduld, die Zuwendung. Und hatten trotz der vielen unangenehmen Untersuchungen einen schönen Vormittag.

(Annette)

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