Königswürde

Dienstag Vormittag habe ich auf einem Poster ein Gedicht von Ruth Heil gelesen. ‚Königswürde‘ heißt es und ein Satz ist bei mir hängen geblieben: ‚Diene an deinem Platz in der Gewißheit deiner Königswürde.‘ Königswürde.

Am Dienstag Nachmittag hatte ich einen Arzttermin. Mit meinen drei Kindern im Schlepptau versetzte ich wohl den meisten im Wartezimmer wartendenden Patienten erstmal einen Schreck. Man hört ja wie es förmlich in den Köpfen rattert: ‚Das kann ja heiter werden…‘ Und es wurde dann auch …. heiter. Obwohl ich bestens mit Müsliriegeln und Trinkpäckchen auf etwaige Trotzfälle vorbereitet war, half nichts. Nach nur zwei Minuten (und ich hatte doch gerade angefangen genüßlich eine Klatschzeitung zu lesen…), entschieden meine zwei Jüngsten, dass sie noch nie etwas vom Teilen gehört haben. So schnell konnte ich mich gar nicht in die Spielecke begeben, da flogen schon die Fetzen. Ich kam mir vor wie in einer Arena…um mich herum die Zuschauer und ich als armer Gladiator muss die Witzfigur abgeben. Meine Jüngsten ließen sich nur kurz beruhigen. Kurz darauf stieß sich Marit den Kopf am Regal und Lilli rastete aus, weil Marit aus Versehen ihre Duplokreation mit den Füßen kapputt machte. Ich wusste mir nicht mehr zu helfen und drohte Lilli an, sie müsse sich auf einen Stuhl setzen, wenn sie sich weiterhin so aufführt! Natürlich hat sie das überhaupt nicht beeindruckt und ich konnte die Drohung mit dem Stuhl nicht durchsetzen, weil sie schwer wie ein Kartoffelsack sich weigerte, mit mir zum Stuhl zu gehen. Und die Mama mit Babybauch kann leider kein 20 Kilo schweres Kind einfach mal so unter den Arm klemmen. Ich wünschte mir sehnlichst ein Erdloch herbei, in das ich mich verkriechen könnte. Ich wollte unsichtbar sein! Ich wünschte ich hätte sagen können: ‚Das sind nicht meine und ich hab mir nur ein Kissen unters Shirt gestopft…‘ Meine Würde war dahin….

Später dann im Auto, nachdem ich meinem Ärger Luft gemacht habe und hoffentlich zukünftige Trotzanfälle in Wartezimmer vorbeugend erfolgreich verhindert habe, fielen mir jene Worte von Ruth Heil wieder ein: ‚Diene an deinem Platz in der Gewißheit deiner Königswürde.‘ Oh nein. Meine Krone ist gehörig verrutscht. Das eben im Wartezimmer war das Gegenteil von würdevoll, ich habe vergessen, dass ich als Mutter überhaupt Würde besitze! Und doch spricht mir Jesus in meinem chaotischen Alltag ‚Würde‘ zu. Kaum zu glauben. Würde inmitten von Wäschebergen, Würde, wenn die Kinder sich trotzig mitten auf den Gehsteig schmeißen, Würde, wenn ich ungeduscht im Supermarkt an der Kasse stehe und schnell den vergessenen Milchreis kaufe. Würde. Ich bin würdevoll, weil Jesus mir Würde schenkt.

Daran will denken, wenn ich mir das nächste Mal wieder nicht so würdevoll vorkomme. Zum Beispiel gerade jetzt: der Hefeteig für die Pizza heute mittag ist nicht aufgegangen. Ich könnte mir jetzt Vorwürfe machen… aber ich bin auch trotz vermasselten Hefeteigs würdevoll.

Und ich will dir heute Würde zusprechen! Du bist würdevoll! Denke daran, wenn du heute versuchst deinem Kind die Schuhe zu binden und gleichzeitig will Kind Nummer 2 mit dir Huckepack spielen. Denke daran, wenn du abgehetzt in den Kindergarten kommst, weil du keinen Parkplatz gefunden hast. Denke daran, wenn du heute abend halbtot auf der Couch liegst und du an all die Dinge denkst, die während des Tages falsch gelaufen sind.

DU BIST WÜRDEVOLL!

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