Perfektion

Warum es okay ist, nicht perfekt zu sein

Gestern abend wollte ich meine Lieblingsschlafanzughose anziehen. Ich musste mit Schrecken feststellen, dass sie mir nicht mehr passt! Schnell rechnete ich nach in welcher Schwangerschaftswoche ich bin und fand, dass die 24. Woche noch lange kein Grund ist, dass mir Schlafanzughosen mit Gummibund nicht mehr passen sollten. Frustriert kramte ich aus dem Schrank einen alten, ausgeleierten Schlafanzug heraus. Als ich dann im Bett lag und mühsam eine bequeme Schlafposition suchte, meinen Frust noch an meinem Ehemann ausließ (‚Du sagst mir NIE, dass du mich hübsch findest…‘),  da kam in mir dieses altbekannte, gefährliche Gefühl hoch, dass Aussehen alles ist. Plötzlich schwirrten dann giftige Gedanken in meinem Kopf herum (‚Ich bin zu dick und häßlich...‘) und die Gedankenspirale nahm ihren Lauf nach unten …

Heute morgen las ich in meinem Andachtsbuch (Ich bin bei dir, Sarah Young) diese Zeilen:
‚Deine Schwäche und Verwundbarkeit sind die Fenster, durch die das Licht meiner Herrlichkeit hindurchscheint. Denn gerade wenn du schwach bist, wirkt meine Kraft ganz besonders an dir.‘
‚Macht euch keine Sorgen um äußere Schönheit, die auf modischen Frisuren, teurem Schmuck oder schönen Kleidern beruht. Eure Schönheit soll von innen kommen – das ist die unvergängliche Schönheit eines freundlichen und stillen Herzens, das Gott so sehr schätzt. Das ist auch die Schönheit, mit der die heiligen Frauen sich früher schmückten.‘ 1. Petrus 3, 3-5

Ertappt. Beschämt dachte ich an meine Gedanken von letzter Nacht. Wie ich mich wieder einmal selbst beschimpfte und kein gutes Haar an mir ließ. Das passiert mir übrigens auch wenn ich nicht schwanger bin. Ich bin ein Naturtalent darin, irgendwelche Defizite an mir zu finden. Seit meiner Kindheit ist das eine meiner größten Schwächen: ich kann mich selbst nicht annehmen, finde mich nicht ‚hübsch‘ genug, denke, andere können mich nicht annehmen, weil ich bestimmte körperliche Kriterien nicht erfülle. Geht es dir ähnlich? Was kannst du an dir nicht annehmen? Deine Nase? Dein Lachen? Dein Art zu gehen? Es ist erstaunlich, zu welchen Höchstformen wir Frauen auflaufen, wenn es darum geht, Makel an uns zu finden. Und wir werden immer fündig.

Gott spricht mir aber zu:  Ich will keine (körperliche) Perfektion von dir. Ich will dich, mit deiner Schwachheit und deinen Verletzungen. Ich will mein Licht durch diese Lücken scheinen lassen…Perfektion ist eine Mauer, an der mein Licht abprallt.

Es fällt mir schwer, das anzunehmen. Mein Selbstbild ist oft kapputt und verschoben. Aber Gott hilft mir die Scherben aufzusammeln und wieder zusammenzusetzen. Am Ende kann ich mich wieder voller Würde im Spiegel ansehen…

‚Ich danke dir, dass du mich so herrlich und ausgezeichnet gemacht hast.‘ Psalm 139, 14

‚…’Meine Gnade ist alles, was du brauchst. Meine Kraft zeigt sich in deiner Schwäche.‘ Und nun bin ich zufrieden mit meiner Schwäche, damit die Kraft von Christus durch mich wirken kann. Da ich weiß, dass es für Christus geschieht, bin ich mit meinen Schwächen, Entbehrungen, Schwierigkeiten, Verfolgungen und Beschimpfungen versöhnt. Denn wenn ich schwach bin, bin ich stark.‘ 2. Korinther 12, 9-10

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Lobpreis statt Perfektion

Seit ein paar Wochen hechte ich der Arbeit hinterher. Es fühlt sich so an, als würde ich einen nicht endenden Marathon laufen, das Ziel nie in Sicht. Räume ich die Küche auf, geht das Wohnzimmer in Spielzeug und Bügelwäsche unter. Putze ich Bad und Toilette, bleibt das dreckige Geschirr liegen. Staubsauge ich die Treppen, sammeln sich Krümel unter dem Esstisch. Es sind zuviele Baustellen, ich komme nicht hinterher. Und es ist nicht nur der Haushalt: meine Zeit mit Gott, meine Zeit mit meinem Mann, meine Zeit mit den Kindern, meine Zeit mit mir selbst – alleine. Alles bleibt auf der Strecke, wird kurz gehalten, fällt ganz aus. Es gibt Phasen, da stehe ich über all dem. Und dann gibt es Momente, da überrollen mich meine Aufgaben und mir steht das Wasser bis zum Hals. Spätestens, wenn ich abends im Bett liege und mein Herz pocht wild und kommt nicht zur Ruhe, spätestens dann weiß ich, dass nicht ich über meinen Alltag triumphiere, sondern der Alltag über mich. Und spätestens dann (und idealerweise wesentlich früher) erinnere ich mich an einen Satz, den ich einmal gelesen habe: ‚God doesn’t want perfection from you, He wants your praise.‘ Gott will nicht Perfektion in meinem Leben sehen, sondern Lobpreis. Ich aus meiner kleinen Kraft heraus werde nie eine gute Hausfrau, Ehefrau, Mutter sein. Ich werde immer wieder unter die Räder kommen und versagen. Die Aufgaben sind endlos und ich werde sie nicht perfekt erledigen können. Irgendetwas bleibt immer liegen. Und dann steht die Frage im Raum: Wie gehe ich damit um? Lasse ich die dicke Staubschicht auf dem Fernseher meinen Wert bestimmen? Und: schaffe ich es, auf die Knie zu gehen und mit meinem Schöpfer zu reden, ihn anzubeten, wenn ich eigentlich auf den Knien Puzzleteile unter dem Schrank hervorholen wollte? Passt es in meinen Kopf, dass es fürJesus okay ist, wenn der Schreibtisch ein einziges Chaos ist, solange Ordnung herrscht in meinem Herzen? Und dass von ewiger Perspektive her gesehen 10 Minuten Gebet weitaus mehr von Bedeutung sind, als 10 Minuten Haushaltsarbeit? Schaffe ich es heute den schmalen Grad zu wandern, zwischen vergänglichen Aufgaben und ewiger Berufung?

Möge mein Herz ganz auf dich gerichtet sein. Und die Liebe die du mir schenkst soll überfließen zu meinem Mann und meinen Kindern. Möge ich an dein Wort denken und dann aus deiner Weisheit heraus Prioritäten im Alltag setzen. Möge ich Dinge liegen lassen können, wenn das bedeutet, dass ich mehr Zeit habe für dich. Und möge ich mehr glänzen, als der Boden, den ich wische und den Spiegel, den ich poliere.
Möge ich glänzen für dich.

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