Warten II
Seit zwei Wochen habe ich fast jeden Tag Wehen. Manchmal so intensiv, dass ich sie veratmen muss. Und dann hören sie mit einem Mal auf und ich bleibe etwas verdattert und ziemlich frustriert zurück. Eine erfahrene Mama sagte mir, dass man manche Kinder über Wochen zur Welt bringt. Und auch meine Hebamme meinte, das sei ganz normal die Vorwehen so intensiv zu spüren, wenn man schon mehrere Geburten hinter sich hat. Ich darf mich wohl schon mal auf die Nachwehen freuen.
Ich muss an meinen Beitrag mit dem Titel ‚Warten‘ denken. Da hab ich den Prozess des Wartens als positiv beschrieben – aber mir ist mittlerweile klar: es gibt auch ein negatives Warten. Ein Warten, das an den Nerven zehrt und Ungeduld hervorruft. Ein Warten, das hypersensibel macht und einem das Feingefühl für die Umgebung wegnimmt. Ein Warten, das auch den Blick auf Jesus vernebelt, weil man stur geradeaus sieht, anstatt himmelwärts und ein Warten, das in mir den Drang weckt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und die Kontrolle an mich zu reißen.
Ich bin froh, dass die Bibel dieses ungeduldige, fordernde, verzweifelte Warten auch kennt. Vor allem in den Psalmen begegnen mir oft Personen, die am Ende ihrer Weisheit und ihrer Kräfte waren und die sich danach verzehrten, dass Gott ihnen endlich, endlich zur Hilfe eilt. Ich bin sehr dankbar, dass Gott mich mit meiner allzu menschlichen Ungeduld nicht hängen lässt. Dass er mich Schritt für Schritt durch diese anstrengende, herausfordernde Zeit durchführt. Und dass er mich lehrt, meine Vorstellungen bei Ihm abzugeben und Ihm ganz zu vertrauen.
Und bis dahin werde ich beten:
‚Doch ich bin arm und elend, aber jetzt wird der Herr für mich sorgen. Denn du bist mein Helfer und mein Retter. Mein Gott, zögere nicht länger!‘ Psalm 40,18