Gedanken zum Frauentag
Heute ist also internationaler Frauentag. Den hätte ich fast verpasst, weil ich als Frau die letzten Tage echt gefordert bin. Meine Tochter ist schon seit Tagen krank und mein Mann sehr mit seiner Arbeit beschäftigt. Frau-sein – das bedeutet für mich die meiste Zeit Mutter-sein und Ehefrau-sein.
Und damit stehe ich schon im Abseits des heutigen Frauentages. Denn Frau-sein wird ungern mit Hausfrau oder Mutter oder Ehefrau in Verbindung gebracht. Zu sehr klingt das nach Abhängigkeit und Unfreiheit. Zu sehr schwingen da Schwachheit und nichts-ordentliches-gelernt mit und kein eigenes Bankkonto. Frau-sein, das ist heute Selbstbestimmtheit, die mit einer eisernen Ellbogenmentalität ausgelebt wird. Koste es was es wolle. Und wenn dabei Kinder im Weg sind, dann werden die einfach weg gemacht, weil Frau-sein auch Unabhängigkeit bedeutet und nichts und niemand darf sich dem in den Weg stellen. Frau-sein heißt besser-als-die-Männer-sein und ganz bestimmt völlig losgelöst-sein von all den Machos dieser Welt (und allen anderen Männern).
Ich mag es nicht, wenn die Frauen sich selbst so selbstverliebt feiern. Ja, es wurde viel erreicht in den letzten Jahrzehnten, aber auch viel verloren. Ja, es war allerhöchste Zeit, dass Gleichberechtigung erkämpft wird, aber wir sind schon längst über das Ziel hinaus geschossen. Die Frau von heute kommt mir vor wie ein nimmersattes Wesen, das sich vor sich selbst niederwirft in größter Bewunderung und dabei sich immer schneller und rasanter nur um sich selber dreht. Den Blick für andere hat sie schon längst verloren.
So will ich nicht sein, das ist nicht mein Feminismus und ich glaube, Frau-sein bedeutet im Tiefsten etwas ganz anderes. Es ist an der Zeit für eine Revolution unter Frauen. Wir müssen uns auf die Reise machen zurück zu unserem weiblichen Herz.
„Und Gott, der HERR, sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.“ (1. Mose 2, 18)
Die Frau trägt es in sich, zu helfen. Zu erkennen, wo Unterstützung gebraucht wird. Sie sieht Lösungen, wo Probleme sind, weiß die Antworten, wo Fragen gestellt werden. Sie ist innovativ, sozial intelligent und barmherzig. Die Frau nimmt Ungerechtigkeit wahr und will für Gerechtigkeit kämpfen, sie kann es nicht ertragen, wenn andere ausgenutzt werden, wenn es nur um Profit geht. Die Frau trägt letztendlich tief in sich die Antworten auf die größten Missstände unserer Zeit. In unseren Tagen, wo jeder nur an sich selbst denkt und kaum Barmherzigkeit geübt wird – ist die Frau die Schlüsselfigur in Gottes Plan für die Welt!
Aber nicht nur die Frau.
»Endlich!«, rief Adam aus. »Sie ist ein Teil von meinem Fleisch und Blut! Sie soll `Männin´ heißen, denn sie wurde vom Mann genommen.« (1. Mose 2, 23)
Die Frau trägt die Antwort nicht alleine in sich. Sie hat ein Gegenüber. Den Mann. Es ist eine klug ausgetüftelte Strategie des Feindes, Mann und Frau gegeneinander aufzubringen. Denn er weiß, dass das Potential in beiden explosiv ist, wenn sie sich zusammentun. Das soll ein Miteinander auf Augenhöhe sein – wie von Gott von Anfang an geplant. Kein gegenseitiges Buckeln, kein Misstrauen, sondern wertschätzendes Teamwork. Es ist gut für die Frau zu wissen, woher sie kommt und es ist gut für den Mann sich daran zu erinnern, dass er es ohne die Frau nicht geschafft hat. Wir brauchen einander!
Zum heutigen Frauentag möchte ich also diesen Gedanken in die Welt hinaussenden: Nie zuvor war die Frau so selbstbewusst und so unabhängig wie heute. Nie zuvor hatte sie derartige Möglichkeiten, sich zu beweisen. Und nie zuvor wurden so viele Mädchen im Mutterleib getötet und nie zuvor gab es so viele Sklavinnen weltweit. Nie zuvor war die Frau so erfolgreich und gleichzeitig so erfolglos. Nie zuvor war die Frau so emanzipiert und gleichzeitig so weit entfernt von Weiblichkeit. Kann es sein, dass der Erfolg der Frau eigentlich nur Augenwischerei ist und wir Frauen viel mehr in dieser Welt bewirken könnten, wenn wir uns wieder darauf besinnen, wozu wir eigentlich geschaffen wurden?
Nämlich eine Hilfe zu sein? Und keine Emanze auf dem Egotrip?
Wie wäre es, wenn wir ein Gegenüber für jemanden sind, der es alleine nicht schafft? Eine Stimme für diejenigen, die keine Stimme haben? Eine leidenschaftliche Kämpferin für die, die gefangen gehalten werden und sich nicht wehren können? Eine Quelle der Barmherzigkeit und Liebe in einer Welt, wo jeder nur auf sich selbst achtet?
Es gibt diese Frauen, die so selbstlos leben und lieben und ich bewundere sie zutiefst. Ich applaudiere am heutigen Frauentag Frauen wie Gaby Wentland, Maria Prean, Juliana Bosma, Lisa Bevere, Havilah Cunnington. Und meinen Freundinnen, die so viel Großes im alltäglichen Kleinen bewegen: Verena, Antschana, Dina, Lissy, Sieglinde, Isi…und so viele mehr. Diese Frauen verkörpern für mich Weiblichkeit in Aktion, Frau-sein at its best. Wir brauchen mehr Frauen dieser Art, mit diesem Mut und dieser Hingabe.
Heute klopfen sich die Frauen selbst auf die Schulter. Ich habe heute viel umarmt und getröstet. Frauen feiern sich und das weibliche Geschlecht wird auf ein Podest gestellt. Ich habe Klos geputzt und Hustensaft verabreicht. Mein Mädchen ist krank. Dieses Mädchen wird einmal zu einer Frau werden, die die Welt verändern wird. Weil sie gelernt hat, was es bedeutet zu lieben und zu helfen. Und ich glaube, ich verändere die Welt, weil ich da – wo Gott mich hingestellt hat – liebe und helfe.
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