Vergebung

Gestern war einer dieser Tage, wo man am besten erst gar nicht aufsteht. Meine Nerven waren bereits beim Frühstück überstrapaziert. Dann musste ein Termin wahrgenommen werden und wir waren spät dran. Lilian machte Theater, weil sie eine bestimmte Hose anziehen musste, die ihr nicht ‚gefällt‘. Nach einigem gut-zureden, sagte ich ihr: ‚Dann nehm ich dich halt in Unterhose mit.‘

Das Ende vom Lied war, dass sie sich heulend in der Garderobe angezogen hat und ich tierisch genervt war, dass die ganze Anzieherei soviele kostbare Minuten gekostet hat. Ich ließ meinen Ärger an Lilli aus. Während der kurzen Autofahrt schimpfte ich mich vor hin und fuhr nur mit Mühe in der 20er Zone langsam. So viel Wut in mir drin! So viel schlechte Laune! So viel von dem Gefühl ‚lasst-mir-doch-alle-meine-Ruhe‘!

Als das Auto geparkt war und der abgestellte Motor eine unangenehme Stille im Auto hinterließ wurde mir – wieder einmal – klar: ich darf mich nicht so gehen lassen. Es ist nicht fair, meinen Frust an meinen Kindern abzulassen, auch wenn sie oft genug der Grund für meine Wut sind. Es ist nicht fair, wenn ich mich wie ein trotziges Kind verhalte und Autotüren knalle. Egal, wie sehr ich mich im Recht fühle. Es ist einfach nicht fair ein vierjähriges Kind mit meinem Termindruck herumzuscheuchen…und wenn ich ehrlich bin: das Drama mit der Hose hätte keines werden müssen, hätte ich von Anfang an mit ein bißchen mehr Geduld reagiert.

Ich atmete im Auto einmal tief durch, nahm die Sonnenbrille ab und drehte mich zu Lilian um: ‚Lilli, es tut mir leid, dass ich dich so angeschrien habe, kannst du mir bitte vergeben?‘ Und der kleine Kopf nickte heftig und mir fiel ein riesen Stein vom Herzen.

 

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