Ausgebrannt

Stille zwischendurch

Seit Weihnachten war fast ununterbrochen jemand bei uns zu Hause krank. Ich habe unzählige heiße Zitronen zubereitet, Wärmflaschen aufgefüllt, Betten nachts um 3 Uhr frisch bezogen, innig geliebte Kuscheltiere so schnell wie möglich gewaschen, dass sie wieder zum Kuscheln einsatzbereit waren, ich habe Hustensaft gekocht und Nasen geputzt.

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Und vorgestern ist dann ein kleines Wunder passiert: ALLE Kinder waren in der Schule und im Kindergarten und ich hatte einen ganzen Vormittag ganz alleine – nur für mich. Ich hätte die Zeit super nutzen können, um endlich die ganzen Dreckwäscheberge zu bewältigen, ich hätte die Küchenschränke endlich mal abwischen können, ich hätte Staub wischen sollen. Dringend. Anstatt dessen packte ich meine Bibel, mein Tagebuch und radelte zum nächsten Cafe. Bestellte mir einen Obstsalat und einen Tee und saß einfach nur da. Ich las in meinem Bibelleseplan die Stellen von Anfang März, denn weiter war ich noch nicht gekommen. Ich schrieb Gedanken auf, die schon längst aufgeschrieben werden wollten und das tat so gut. Ich genoss das Obst Stück für Stück, ohne Hast und es schmeckte köstlich. Meine Seele wurde still und ich glaube, ich war in diesem Moment genau da, wo der Herr mich haben wollte.

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Denn ich glaube, dass unser Gott mitleidet, wenn wir uns abhetzen und uns mit solchen Augenringen durch den Alltag quälen. Ich glaube, Gott möchte uns Ruhezeiten schenken. Besonders uns Mamas, die wir so oft unter Schlafmangel leiden und uns häufig ausgebrannt fühlen. Sein Wort sagt: ‚Bei Gott allein findet meine Seele Ruhe…‘ Psalm 62,1. Gott kennt mein Bedürfnis nach Ruhe, nach Stille, nach Alleinsein. Er kennt es besser, als ich selbst. Und wenn ich genau darauf achte, dann schenkt er mir täglich Ruheinseln. Nur ich beachte sie nicht und werkel weiter und wundere mich dann, warum die Kräfte immer weniger werden.

Momente zwischendurch

Wenn ich etwas gelernt habe in den vergangenen 11 Jahren, in denen ich nun schon Mama sein darf, dann dieses: ich muss für mich selber sorgen. Ich muss auf mich achten, mir Gutes gönnen, sonst brenne ich über kurz oder lang aus. Im Mamadasein gibt es keinen Feierabend, kein Wochenende, keinen Urlaub von meine Pflichten und Aufgaben. Auch in den Ferien will gekocht und geputzt und gewaschen werden. Es ist ein 24 Stundenjob, 7 Tage die Woche. Ich MUSS mir Zeiten der Ruhe einplanen, ganz bewusst und vor allem auch ganz spontan. Ein fester Zeitpunkt ist vor allem mit kleinen Kindern eher unrealistisch und führt zu Frust, wenn es immer wieder nicht klappt, weil etwas dazwischen kommt. Ich habe für mich die Momente zwischendurch entdeckt: das Feiern, dass endlich alle wieder gesund sind, die Tasse Kaffee, als die Kinder ganz entspannt spielen, die Augen kurz schließen und die Sonne genießen, weil die Sandburg von den Kinderhänden alleine gebaut wird. Erstens komme ich so immer wieder bei mir an und zweitens erlebe und lebe ich viel intensiver. Ich höre das Vogelgezwitscher, ich sehe das Schattenspiel an der Wand, ich schmecke den süßen Milchschaum. Das tut meiner Seele gut, ich spüre mich, ich merke, ich lebe!

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Gott schenkt Ruhe

Gott will, dass ich Ruhe finde in meinem hektischen Alltag, aber vor allem will er, dass ich Ruhe bei ihm finde. Denn nur in seiner Gegenwart gibt es die perfekte Ruhe, den vollendeten Frieden. Aber wie kann ich das als Mama umsetzen? Wie kann ich seine Gegenwart suchen, wenn es um mich herum laut und chaotisch zugeht? Auch da habe ich für mich das Zwischendurch entdeckt. Das ist nicht immer ausreichend, aber in stressigen Lebensphasen ein wahrer Schatz und für mein Herz lebensnotwendig. Gott freut sich über jeden Gedanken, den ich ihm schenke – ob das nun während des Wickelns ist oder ob ich tatsächlich mit meiner Bibel und meinem Tagebuch eine halbe Stunde ihm meine volle Aufmerksamkeit widmen kann. Lange Zeit habe ich mich abgemüht meine Stille Zeit in meinen Mama-Alltag zu integrieren und es wurde mehr und mehr zum aussichtslosen Kampf und ich blieb frustriert zurück. Sei nicht so streng mit dir, liebe Mama. Der Herr sieht deinen Einsatz und deine Müdigkeit und deinen so schwer planbaren Tag und er führt dich behutsam (Jesaja 40,9). Anstatt punktuell eine Zeit mit Jesus einzuplanen, plane lieber, den ganzen Tag mit ihm zu verbringen. Schenke ihm deinen ersten Gedanken, wenn du noch im Bett liegst. Singe ein Lobpreislied in der Dusche. Schreibe dir Bibelverse auf und klebe sie an Kühlschrank, Badezimmerspiegel und Geldbeutel. Bete am Essenstisch keinen kindlichen Reim, sondern formuliere dein Herzensgebet. Bete laut mittendrin, auch dass deine Kinder es hören können! So lernen sie von Anfang an: Gott ist da und immer ansprechbar. Habe keine Scheu in Sprachen zu beten, strecke dich danach aus, wenn du diese Gabe noch nicht empfangen hast. Das ist eine wunderbare Art zu beten, wenn die Worte fehlen und der Verstand noch zu müde ist. Und so wird Jesus mehr und mehr Teil deines Alltages und ich habe erlebt, dass die Zeiten mit Bibel und Tagebuch wieder mehr planbar werden, sobald die Kinder größer sind. Nimm die Phase, in der du jetzt bist an und umarme die Umstände, die dein Leben gerade bestimmen. Es wird auch wieder anders werden!

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Ich wünsche dir und mir, dass wir die täglichen Ruhezeiten entdecken, die Gott uns schenkt. Dass wir lernen inne zu halten, das Leben intensiv wahr zu nehmen, mal anhalten, um die Blume am Wegesrand zu beobachten. Wir sind nicht dazu geschaffen, immer durch zu powern, immer alles zu geben. Wir dürfen, wir sollen zur Ruhe kommen – immer wieder, zwischendurch.

 

 

 

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Müde und ausgelaugt

Die Zeit fliegt. Schon ist es Herbst. Als ich den letzten Artikel tippte, war es draußen heiß und schwül. Heute schaue ich aus dem Fenster und sehe wie die Herbstsonne durch die schon bunten Blätter scheint. Wir haben die Regenjacken wieder aus den Schränken geholt und die wasserfesten Schuhe. Die Zeit fliegt.

Die letzten Wochen waren für mich sehr herausfordernd. Kräftezehrend. Seit Monaten schon, eigentlich schon seit Jahren, komme ich immer schneller an meine Grenzen. Genaugenommen fing es an, als wir unser Baby verloren haben – das ist nun schon über 3 Jahre her. Dann die schwierige Schwangerschaft mit unserem 5. Kind, die anstrengende Geburt. Und dann stellt sich heraus, dass unser Nesthäkchen uns als ‚alte Hasen‘ nochmal so richtig herausfordern will. Schlaflose Nächte, monatelang. Und noch immer, mit 2 1/2 Jahren macht unser Sohn gern mal die Nacht zum Tag. Inmitten dieser alltäglichen Achterbahnfahrten hat mein Mann seine Arbeitsstelle wechseln müssen. Es kamen mehr Arbeitsstunden hinzu, 3 Stunden pro Tag im Zug zur Arbeit und wieder nach Hause – manchmal ist das Leben unfair.

Ich habe immer mehr an Boden unter den Füßen verloren. Hab mich immer mehr überfordert gefühlt. Dinge, die mir vorher wie selbstverständlich von der Hand gingen, waren plötzlich Mammutaufgaben. Die Nerven lagen immer öfter blank und seit kurzem geht es mir auch körperlich nicht gut. In der letzten Woche war es besonders schlimm. Immer wieder Herzrasen, Schwindel. Ich muss die Notbremse ziehen. Und das habe ich auch.

Schon seit einem Jahr trage ich den Gedanken mit mir herum eine Mütterkur zu beantragen. Keine Mutter-Kind-Kur – das ist die bekanntere Variante. Sondern wirklich eine Kur nur für Mütter. Ohne Kinder. Immer wieder habe ich es hinten angestellt, habe mir gedacht, das wäre doch gelacht, wenn ich meinen Alltag nicht alleine hinkriege. Andere schaffen das doch auch. Und ich habe es doch auch immer gut geschafft. Ich soll mich bloss nicht so anstellen. Es kam mir auch so vor, als würde ich mit diesem Antrag auf Kur kapitulieren. Aufgeben. Mir eingestehen müssen, dass ich es eben nicht alleine schaffe. Und das wollte ich nicht. Ich wollte das alles alleine bewältigen.

Es hat nicht funktioniert. All die Herausforderungen des Alltags zollen gerade ihren Tribut. Irgendwann ist halt der Akku leer und muss wieder neu aufgeladen werden. Ich ahne: ich werde in den nächsten Wochen so einiges lernen über loslassen, schwach sein dürfen und Hilfe annehmen müssen. Nachdem ich letzte Nacht wieder mit Herzrasen wach im Bett lag, erscheint es mir heute wie ein Geschenk, dass ich den Anruf mit der Nachricht bekam, dass meine Kur genehmigt wurde. Irgendwie fühlt es sich gerade sehr gut an, dass ich gerade nicht stark sein muss. Dass mir unter die Arme gegriffen wird. Irgendwie löst das die Verkrampfung in mir etwas. Ich fühle mich schon etwas ruhiger.

Klar stehen jetzt noch viele Fragezeichen im Raum. Ich habe erfahren, dass ich frühestens nächstes Jahr im Mai die Kur beginnen kann. Es gibt nur 5 Häuser dieser Art in Deutschland – und die Wartelisten sind dementsprechend lang. Wie soll ich noch solange durchhalten? Oder was mich viel mehr beschäftigt: wie werden meine Kinder damit umgehen, wenn Mama 3 Wochen nicht da sein wird?

Ich habe von Gott vor ein paar Monaten (als ich den Gedanken an die Mütterkur noch weit von mir geschoben habe) eine Zusage bekommen: ‚Du darfst dich ausruhen.‘

Das gibt mir Mut. Gott hat nach seinem Schöpfungswerk auch ausgeruht. Gott weiß, wie notwendig Ruhe für unsere Seelen ist. Es ist für Ihn okay, wenn ich mich zurückziehe und ausruhe. Er braucht nicht meinen Aktivismus. Es ist für Ihn viel wichtiger, dass ich in Ihm bleibe und Er in mir. Er der Weinstock, ich die Rebe. Meine Kraft reicht nicht aus. Ich brauche Jesus. Seine Kraft in meiner Schwachheit.

from Inkas phone 104

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