Geburt

13 Jahre

Heute vor 13 Jahren hielt ich ein Wunder in den Armen. Meine erstgeborene Tochter. Das Mädchen, das mich zur Mama machte. Meine Welt stand Kopf. Nichts mehr war so wie es einmal war und es würde auch nie mehr so werden.

Ich hatte keine Ahnung auf was für eine wilde, wunderbare Achterbahnfahrt ich mich da eingelassen hatte. Die Hormone noch verrückt im Körper herumtanzend, das Stillen gerade erlernend, die Nächte plötzlich nicht mehr besitzend und den vorausplanbaren Tagesrhythmus verlierend, war ich mit einem Mal eine Frau mit neuen Gefühlen. Neuen Einsichten. Neuen Aufgaben. Dieses kleine Bündel Mensch, mir und meinem Mann anvertraut, forderte mich heraus.

Ich weiß noch – die endlosen Spaziergänge mit dem Kinderwagen, das Herantasten an den mütterlichen Instinkt, das sich Hineingeben in dieses ganz neue, ganz andere Leben. Die schreckliche Hilflosigkeit während der langen Schreiphasen, das Mitweinen und das reflexartige hin und her wiegen mit dem Baby auf dem Arm. Nie eingeübt und doch ganz natürlich einfach so da. Trösten, wickeln, herumtragen, baden. Und wieder von vorne.

Es fiel mir so schwer mich hinten anzustellen. Das muss ich gestehen. Es kostete meinem Ego alles, dieses Kind auf die Welt zu bringen. Dass ich mein Frühstück (unbestritten die wichtigste Mahlzeit des Tages!) nicht mehr so lange genießen konnte, wie ich wollte und dass ich es nicht einfach zu dem Zeitpunkt genießen konnte, wann ich wollte – das war schon ein hartes Stück. Oder dass ich überhaupt nicht schnell wieder in meine alten Klamotten hinein passte, das überrumpelte mich. Ich fühlte mich wie eine wandelnde Milchbar. Eine große, runde Milchbar.

Du kleines Mädchen mit den vielen schwarzen Haaren und dem starken Willen, von Anfang an. Du hast meine Welt auf den Kopf gestellt und ich bin dir dafür so unglaublich dankbar. Damals, als junge, unerfahrene Mama, war ich oft überfordert. So oft am Limit. Und so oft frustriert und ratlos. Aber auch glücklich und staunend, erfüllt und berührt bis ins Innerste. So unglaublich gesegnet.

Und heute – 13 Jahre später – bin ich immer noch oft überfordert, am Limit, frustriert und ratlos. Aber auch glücklich und staunend, erfüllt und berührt bis ins Innerste. So unglaublich gesegnet. Nichts hat mich in meinem Leben so reifen lassen, wie das Muttersein. Nichts hat mich so geschliffen, so geläutert wie der Alltag mit meinen Kindern. Nichts hat mir den Himmel so geöffnet wie das Wunder der Geburt, das Betrachten des schlafenden Babies, das Halten einer kleinen Kinderhand.

Es ist immer noch eine wilde wunderbare Achterbahnfahrt. Manchmal möchte ich gerne kurz aussteigen und tief durchatmen. Heute hab ich das Gefühl die Achterbahn fährt – mir zuliebe – ein wenig langsamer. 13 Jahre. Eine lange, kurze Zeit. Ich habe viel gelernt und es waren nicht immer einfache Lektionen. Aber hier stehe ich nun und ich denke zurück an den Moment, wo ich das Krankenhaus verlassen habe mit einem wunderschönen neuen Menschen im Arm. Eingewickelt in einer warmen Decke. Ich hatte keine Ahnung, was da alles auf mich zukommen würde. Aber ich bereue keinen einzigen Tag. Keine einzige schlaflose Nacht.

13 Jahre voller Segen. Ich merke, die Achterbahn nimmt Fahrt auf. Es geht schon wieder weiter.

Ich halte mich fest und lächle.

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Ein Geburtsbericht

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Das könnte das perfekte Motto für die Geburt von Timothy gewesen sein. Aber der Reihe nach:

Vorletzten Sonntag im Gottesdienst hatte ich stark den Eindruck, dass Gott mir Frieden zusagen will. Ein Hintergrundbild für ein Lobpreislied zeigte eine Männerhand, die zärtlich ein neugeborenes Baby hielt. Als ich aus dem Fenster sah, fiel mir auf, dass ein Container   im Garten mit großen Buchstaben beschrieben war: ‘Fürchte dich nicht. Ich bin da.’ Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Gott mich auf eine Situation vorbereiten möchte, wo ich dringend auf ihn angewiesen sein würde.

Noch mit dickem Babybauch - ein paar Tage vor der Geburt.
Noch mit dickem Babybauch – ein paar Tage vor der Geburt.

Am darauffolgenden Mittwoch hatte ich plötzlich das Gefühl, dass meine Fruchtblase geplatzt ist. Es kam kein Wasserschall, aber ein stetiges Tröpfeln ließ mich stutzig werden. Ich informierte meine Hebamme und freute mich, dass Gott anscheinend mein Gebet, nach einem deutlichen Zeichen für den Geburtsbeginn erhört hatte. Die vielen Vorwehen haben mich nämlich ziemlich unsicher gemacht, wie ich den wissen soll, wann es tatsächlich losgeht.

Die Hebamme kam dann am Abend vorbei und meinte, dass die Geburt bald losgehen wird. Mein Mann und ich haben dann noch in Ruhe ein Glas Rotwein genossen und uns voller Vorfreude schlafen gelegt.

Aber es wollten einfach keine regelmäßigen Wehen einsetzen. Am nächsten Morgen kam nochmal die Hebamme vorbei und meinte, wir sollen definitv abklären lassen, ob das nun Fruchtwasser war oder nicht. Sie schickte mich zu einem Arzt, mit dem sie zusammenarbeitet und um 14 Uhr am 16.5. bekamen mir einen Termin. Unsere zwei großen Töchter durften bei einer befreundeten Nachbarsfamilie bleiben und unsere jüngste nahmen wir mit.

Ich spürte immer mehr den Druck, dass doch endlich Wehen einsetzen müssen – das letzte, was ich wollte war ins Krankenhaus zu müssen und eine Geburtseinleitung zu bekommen. In der Frauenarztpraxis wurde mir erstmal gesagt, dass man nur in einer Klinik mit großer Sicherheit feststellen kann, ob ich Fruchtwasser verliere oder nicht. Der Test, den man dafür benötigt, ist zu teuer, als dass man ihn in einer normalen Praxis verwenden kann. Es wurde aber ein Ultraschall gemacht und dabei stellte die Ärztin fest, dass ich viel zu viel Fruchtwasser hatte, das Fruchtwasser flockig war und die Plazenta schon arg verkalkt. Ich hätte heulen können, als sie meinte, wäre ich ihre Patientin, würde sie mich sofort in eine Klinik zur Geburtseinleitung einweisen.

Nach dem  verstörenden Arztbesuch rief ich meine Hebamme an, die mir wiederum genau das Gegenteil sagte und meinte, ich müsse auf keinen Fall in eine Klinik. Zuviel Fruchtwasser ist nichts ungewöhnliches, das Flockige wird sehr wahrscheinlich Käseschmiere sein und eine verkalkte Plazenta ist am Ende der Schwangerschaft normal.

Ich war mittlerweile ziemlich durch den Wind. Mein Mann und ich beschlossen, eine andere Ärztin, die ich von vorhergehenden Untersuchungen schon kannte, anzurufen und um eine zweite Meinung zu bitten. Wir bekamen den letzten freien Termin und fuhren direkt zu dieser Praxis. Wieder wurde ich untersucht und die Ärztin kam zur derselben Einschätzung wie ihre Kollegin. Ich solle bitte sofort in die Klinik fahren, den Fruchtwassertest machen und mich auf eine Geburtseinleitung einstellen

Obwohl ich die ganze Zeit den Tränen nahe war, fühlte ich mich doch geborgen und hatte einen unerklärlichen Frieden. Ich musste immer wieder an die große, starke Hand denken, die das kleine Baby sicher hielt.

Als wir dann losfuhren in Richtung Klinik, setzten mit einem Mal und mit einer großen Wucht die Wehen ein. Ich dachte noch, ich krieg das Kind im Auto. Mein Mann und ich haben dann schnell entschieden nach Hause zu fahren, weil man mich vom Krankenhaus  nicht mehr nach Hause hätte gehen lassen. Zuhause lieferten wir unsere jüngste Tochter noch schnell bei unseren Nachbarn ab und ich stellte mich darauf ein, unseren Sohn bald in die Arme zu schließen. Schließlich habe ich alle meine Kinder schnell auf die Welt gebracht. Die Hebamme kam und packte ihre Taschen aus, alles wurde auf die Geburt vorbereitet.

Völlig happy, dass es mit der Hausgeburt nun doch noch klappen sollte!
Völlig happy, dass es mit der Hausgeburt nun doch noch klappen sollte!

Die Wehen kamen schön regelmäßig und waren zum Aushalten, im Hintergrund lief eines meiner Lieblingslobpreislieder – so hatte ich mir meine Hausgeburt vorgestellt. Die Hebamme untersuchte mich nach ca. 1 Stunde und meinte, der Muttermund ist komplett geöffnet, ich kann nun dem Drang zu Pressen nachgeben. Und da merkte ich, dass irgendwas nicht stimmte. Irgendwas blockierte. Die Hebamme untersuchte nochmal und meinte, der Kopf des Babys liege noch nicht richtig im Becken. Die nächste Stunde verbrachte ich mal auf der einen Seite liegend, mal auf der anderen Seite – in der Hoffnung, dass das Baby sich ordentlich ins Becken dreht. Das kam mir alles so komisch vor – die anderen Kinder hatte ich doch im nullkommanichts in den Armen, sobald der Muttermund geöffnet war. Schließlich bat ich die Hebamme nochmal zu untersuchen. Als sie mich gründlich und lange abgetastet hat, meinte sie nur: ‚Das verstehe ich jetzt nicht.‘ Offensichtlich war mein Muttermund nur 2 cm offen, die Lage des Babys konnte sie gar nicht feststellen und sie wollte mit uns sofort in die Klinik aufbrechen und einen Ultraschall machen lassen. Plötzlich waren bei mir vor lauter Schreck die Wehen weg, ich brach in Tränen aus und ahnte Schlimmes. Weil die Hebamme auch irgendwas von PDA sagte, dachte ich, das könnte ein Kaiserschnitt werden und war völlig verwirrt. Im Nachhinein erfuhr ich, dass ich tatsächlich in der Klinik mit einem möglichen Kaiserschnitt angemeldet wurde.

Wir packten schnell das Nötigste. Obwohl mir im Voraus bewusst war, dass so ein Notfall eintreten kann, hab ich im Traum nicht daran gedacht, dass mir mit meinen Vorzeigeburten so etwas passieren könnte und ich zu den paar Prozent abgebrochener Hausgeburten zählen würde.

Im Krankenhaus angekommen, spielte das CTG gleich verrückt und die ernste Miene der Ärztin beruhigte mich nicht wirklich. Der Ultraschall zeigte das Problem: das viele Fruchtwasser machte es unserem Baby möglich nach jeder Wehe vom Muttermund wieder wegzuschwimmen – so konnte also nicht genügend Druck aufgebaut werden. Obwohl die sogenannte Vorblase (unterhalb des Köpfchens) daheim schon geplatzt war, war oberhalb noch sehr viel Wasser vorhanden. Die Hebamme im Krankenhaus versuchte dann an den oberen Teil der Blase heranzukommen, erwischte sie und ich konnte es nicht glauben, was für Wassermassen aus mir herauskamen. Hebamme und Ärztin sind einfach nur noch zur Seite gesprungen und das Fruchtwasser tropfte auf den Boden. Die Ärztin hat dann das Kind nochmal etwas zur Seite geschoben und es kam nochmal soviel Wasser. Es war unglaublich.

Das war dann der Startschuss für die Wehen. Obwohl ich mich im Vorfeld der Geburt auf die sogenannte ’selbstbestimmte Geburt‘ vorbereitet habe, war ich doch von der Wucht und der Intensität  der Wehen völlig überrollt. Nichts mit ‚lustvoller Geburt‘, nichts mit ‚in sich hineinspüren‘, von wegen ‚verschiedene Positionen einnehmen‘. Ich war völlig mitgerissen und habe einfach nur noch gebetet, dass ich das irgendwie schaffe. Es ging dann alles ganz schnell und innerhalb einer guten Stunde war unser Timothy geboren. Um es am Ende nochmal spannend zu machen, blieb er mit der Schulter hängen und ich machte das erste Mal die Erfahrung, dass es schwieriger war den Körper herauszuschieben, als das Köpfchen.

Aber dann lag er auf meinem Bauch und ich war so unendlich erleichtert. Er lag da ganz ruhig und ich spürte einen tiefen Frieden. Obwohl die ganze Geburt so anders verlief, als ich es mir erträumt hatte, weiß ich doch, dass mein Baby und ich von einer starken, väterlichen Hand gehalten wurden. Im Nachhinein bin ich auch nicht enttäuscht oder sehe es als mein Versagen an, dass es mit der Hausgeburt nicht geklappt hat…das empfinde ich als großen Segen.

In einer Glückwunschkarte zu Timothys Geburt steht dieser Vers:

‚Wir wollen den HERRN preisen für seine Gnade und für seine Wunder, die er uns erleben lässt.‘
Psalm 107, 8

Es ist mal wieder einer dieser Lektionen fürs Leben: Gott führt sicher auf unbekannten Wegen. Und es liegt nicht an uns, die Kontrolle an uns zu reißen und die Route zu bestimmen. Wir folgen einfach nach, lassen uns führen – und am Ende preisen wir ihn. Weil er alles sehr gut macht.

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Warten II

Seit zwei Wochen habe ich fast jeden Tag Wehen. Manchmal so intensiv, dass ich sie  veratmen muss. Und dann hören sie mit einem Mal auf und ich bleibe etwas verdattert und ziemlich frustriert zurück. Eine erfahrene Mama sagte mir, dass man manche Kinder über Wochen zur Welt bringt. Und auch meine Hebamme meinte, das sei ganz normal die Vorwehen so intensiv zu spüren, wenn man schon mehrere Geburten hinter sich hat. Ich darf mich wohl schon mal auf die Nachwehen freuen.

Ich muss an meinen Beitrag mit dem Titel ‚Warten‘ denken. Da hab ich den Prozess des Wartens als positiv beschrieben – aber mir ist mittlerweile klar: es gibt auch ein negatives Warten. Ein Warten, das an den Nerven zehrt und Ungeduld hervorruft. Ein Warten, das hypersensibel macht und einem das Feingefühl für die Umgebung wegnimmt. Ein Warten, das auch den Blick auf Jesus vernebelt, weil man stur geradeaus sieht, anstatt himmelwärts und ein Warten, das in mir den Drang weckt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und die Kontrolle an mich zu reißen.

Ich bin froh, dass die Bibel dieses ungeduldige, fordernde, verzweifelte Warten auch kennt. Vor allem in den Psalmen begegnen mir oft Personen, die am Ende ihrer Weisheit und ihrer Kräfte waren und die sich danach verzehrten, dass Gott ihnen endlich, endlich zur Hilfe eilt. Ich bin sehr dankbar, dass Gott mich mit meiner allzu menschlichen Ungeduld nicht hängen lässt. Dass er mich Schritt für Schritt durch diese anstrengende, herausfordernde Zeit durchführt. Und dass er mich lehrt, meine Vorstellungen bei Ihm abzugeben und Ihm ganz zu vertrauen.

Und bis dahin werde ich beten:
‚Doch ich bin arm und elend, aber jetzt wird der Herr für mich sorgen. Denn du bist mein Helfer und mein Retter. Mein Gott, zögere nicht länger!‘  Psalm 40,18

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Warten

Noch gut zwei Wochen bis zum errechneten Termin. Meine drei Mädchen kamen alle nach dem Termin, Lilli hält den Rekord mit 12 Tagen. Bei jeder Schwangerschaft hoffte ich inständig, dass das Baby früher kommt…das ist jetzt nicht anders. Warten fällt mir unheimlich schwer, vor allem das Warten auf das eigene Kind! Ich will es so gerne endlich im Arm halten, ansehen –  und vor allem die Geburt hinter mir haben. Gestern habe ich in einem Film diese Aussage gehört: ‚Die Geburt ist wie ein Sonnenaufgang: sie lässt sich nicht beschleunigen und sie lässt sich nicht aufhalten.‘ Das stimmt und irgendwie hat mir dieser Gedanke zu etwas Frieden verholfen…mir bleibt nichts anderes übrig, als den Dingen ihren Lauf zu lassen…und zu warten.

Wenn ich warte, dann fokussieren sich meine Gedanken auf das Ziel. Ich bekomme eine Art Tunnelblick, sehne das Erwartete herbei, nutze jede Möglichkeit mich vorzubereiten. Ich werde innerlich geläutert von all den Dingen, die es nicht wert sind, dass man auf sie wartet. Alles bekommt seinen Platz. Ich kategorisiere unbewusst die Ereignisse, die anstehen und in meinem Fall ist die Geburt ganz klar auf Platz Nr.1.

In der Bibel gibt es diesen wunderschönen Vers in Psalm 130, 6:
‚Ich warte auf den Herrn, mehr als die Wächter auf den Morgen, ja, mehr als die Wächter auf den Morgen.‘
Diese Einstellung des Wartens, das Bewusstsein, es steht ein Ereignis an, dass alles übertrifft, die Sehnsucht, dass Jesus endlich wiederkommt – das soll unser irdisches Leben bestimmen. So wie ich jede körperliche Veränderung in den letzten Wochen der Schwangerschaft zu deuten versuche, jedes Ziehen im Unterleib zu interpretieren versuche, so wie ich es kaum erwarten kann, dass unser Baby endlich geboren wird, so – und vielleicht noch viel intensiver – soll ich auf das Kommen von Jesus warten. Immer bereit, immer vorbereitet, immer voller Sehnsucht.

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Geburtsgedanken

Bald werde ich mein viertes Kind zur Welt bringen – aber in vielerlei Hinsicht kommt es mir so vor, als wäre es meine erste Geburt. Ich habe mir schon bei unserem dritten Kind eine Hausgeburt gewünscht. Da war das leider nicht möglich. Also habe ich ambulant entbunden, wie meine ersten zwei Kinder auch. Ich bin kein Krankenhausfan (wer ist das schon…) und es war für mich immer schlimm, bei Wehenbeginn mich aufmachen zu müssen in den Kreißsaal, wo ich doch nie wusste, welche Hebamme gerade Dienst hat und welcher Arzt bei der Geburt dabeisein würde. Auch hat es mich immer tierisch gestört, am CTG ‚festgekettet‘ zu sein und habe insgesamt keine guten Geburtserfahrungen im Krankenhaus gemacht. Also war eine Geburt zu Hause, in der Geborgenheit der eigenen vier Wände immer ein schöner Gedanke für mich. Dass es jetzt tatsächlich bald soweit ist, macht mich sehr glücklich.

Ich habe in den letzten Wochen viel über Geburt nachgedacht und zwischen die Vorfreude mischt sich auch immer wieder die Angst vor den Schmerzen, das Gefühl, es nicht schaffen zu können, überwältigt zu sein von der Intensität der Wehen. Ich habe vor kurzem in einem Buch den folgenden, tröstlichen Gedanken gelesen:

Als Gott Adam und Eva aus dem Paradies verwiesen hat, da sagte Gott, dass Eva mit Mühen ihre Kinder zur Welt bringen wird. (1. Mose 3,16)
‚Fürwahr, er trug unsere Krankheit und unsere Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsere Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.‘ Jesaja 53,4-5
Interessanterweise ist das Wort für ‚Schmerzen‘ in Jesaja 53,4 im Urtext das gleiche Wort, das für ‚Mühen‘ in 1. Mose 3,16 verwendet wird. Das bedeutet also, dass Jesus am Kreuz auch den Wehenschmerz auf sich nahm. ‚Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten…‚ Das bedeutet nun nicht, dass eine Geburt für uns Christen in jedem Fall ein Sonntagsspaziergang ist. Noch leben wir in dieser Welt mit all ihren einschränkenden Gesetzen- aber wir sind nicht von dieser Welt! Jesus eröffnet mir neue Perspektiven, die meine menschlichen Grenzen durchbrechen können. Er wird mich durch diese Geburt hindurchtragen und das zu wissen, ist mir ein großer Trost. 
Ich hoffe, dass der Geburtsvorgang mir auch dabei helfen wird, dass ich im Glauben wachsen kann. Dass ich ein Stück weit mehr erkennen kann, wieviel Leid Jesus am Kreuz auf sich nahm – für mich. Und wie aus tiefem Leid und großen Schmerzen neues Leben hervorkommt. Am Ende steht die Auferstehung, das Leben! Was für ein Vorrecht, dass ich als Frau neues Leben gebären darf…einen Neuanfang mitgestalten darf.

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7 Jahre

 

Joela, knapp 4 Monate alt.
Joela, knapp 4 Monate alt.

Heute vor 7 Jahren wurde unsere erste Tochter geboren. Mein Leben änderte sich komplett, als das fast 4 Kilo Wunder auf meinem Bauch lag und das kleine Köpfchen voller schwarzer Haare gegen die Schwerkraft kämpfend sich zu drehen versuchte und die kleinen süßen Augen blinzelten und Blickkontakt mit mir suchten. Es war gewaltig plötzlich eine Mutter zu sein. So richtig! Nicht nur einen dicken Bauch zu haben, der sich ausbeulte und mich am Schlafen hinderte, nicht nur Babykleidung einzukaufen, zu waschen und ordentlich in den Schrank zu legen. Nicht nur das leere Kinderbettchen anzustarren und sich zu wundern, wie es wohl sein würde, wenn da tatsächlich einmal ein Baby drin liegt…Jetzt war es offiziell, mit Urkunde und allem drum und dran: Ich war eine Mama! Ich war erschöpft, euphorisch, zuversichtlich, ängstlich ohne Ende…und ich würde bald merken, dass Mama-sein ganz, ganz, ganz anders ist, als ich es mir immer vorgestellt hatte.
Hier sind ein paar Aha-Erlebnisse der vergangenen 7 Jahre:

– Die Fähigkeit zu schlafen ist nicht angeboren.
– Ein schreiendes Baby bringt es fertig, dass du verzweifelt alles, alles, alles versuchst, dass es endlich, endlich, endlich ruhig ist. Und dir hinterher wünscht, dass nie, nie, nie irgendwer erfährt, wie verzweifelt du warst.
– Nächtliche Autofahrten sind plötzlich eine Erholung und Möglichkeit, mit deinem Partner schnell die wichtigsten Dinge durchzusprechen.
– Wer hätte gedacht, dass man Telefongespräche schon früh um 7 Uhr führen kann?
– Essenszeiten? Was für Essenszeiten? Frühstück um 11, Mittagessen um 15 Uhr und Abendessen um 9 halbtot auf der Couch. Klar doch. Geht alles.
– Warum hat mir nie jemand etwas von wunden Brustwarzen erzählt?? Warum? Warum? Warum?
– Gespräche über die Konsistenz und Farbe vom Stuhlgang des Babys sind plötzlich salonfähig und können ohne Probleme beim Mittagessen geführt werden.
–  Wickeln ist beim ersten Kind ein absolutes Highlight, das ausgiebig gefilmt und fotografiert wird.
– Gleich danach kommen das Anziehen, Ausziehen, in den Kinderwagen legen, aus den Kinderwagen herausnehmen, jede Handbewegung, Augenblinzeln, Mundbewegung und sonstige weltverändernde Ereignisse im Leben eines (erstgeborenen) Kindes.
– Es ist mit einem Mal ein Wunder, wenn man sich einen Spielfilm ohne Unterbrechung anschauen kann. Oder es schafft eine Tasse Kaffee auszutrinken. Und 5 Minuten zu duschen ohne Babygeschrei im Hintergrund. Ungestört aufs Klo zu gehen…
– Man lernt sich nicht zu schämen, wenn man dem Postboten um 11 Uhr im Schlafanzug die Tür aufmacht.
– Das Wiegen vom Baby beim Kinderarzt ist die neue Definition von Erfolg.
– Der Babybauch ist auch nach 6 Monaten nicht vollständig weg. Zumindest bei mir und allen anderen Leidensgenossinnen mit schwachem Bindegewebe. Von wegen
‚Schwangerschaftsklamotten adieu‘! Die trägt man fast bis zur nächsten Schwangerschaft.
– Stimmt es wirklich, dass Stillen Kalorien verbrennt? Warum hab ich davon nichts gemerkt?
– Der Spielplatz ersetzt die Lieblingskneipe, das Restaurant, den Kinobesuch. Sozialleben findet von nun an nur noch dort statt.
– Frau kauft keine Klamotten mehr für sich selbst. Es gibt ja so süße Baby und Kleinkindsachen!!!
– Lege dich nie mit einer anderen Mutter bei einem Kleiderflohmarkt an. Merke: der Klügere gibt nach!
– Frau kauft auch keine Schuhe mehr für sich selbst. Statt dessen richtet sie einen Schuhladen für ihr Kind ein.
– Das eigene Kind schneidet im Vergleich mit anderen gleichaltrigen Kindern immer besser ab.
– Die Krabbelgruppe ist manchmal nichts anderes als eine Selbsthilfegruppe für Mütter.
– Googel nie die Förderangebote, die es für Babys und Kleinkinder gibt! Du denkst sonst ernsthaft, dein Kind verpasst etwas Relevantes, wenn es nicht nackig mit anderen Babys auf dem Fußboden herumrobbt.
– Babymassage hätte für die Mütter erfunden werden sollen.
– Fange zu gegebenen Zeitpunkt an, den Abfall zu durchwühlen, bevor du ihn in die Tonne wirfst. Es könnten sich Wertgegenstände darin befinden.
– Vergesse nie, dass dein Kind nichts dafür kann, dass du es haben wolltest.
– Abgerollte Klopapierrollen gehören zum Entwicklungsprozess eines jeden Kleinkindes dazu.
– Lerne folgenden Satz in- und auswendig: ‚Was mich nicht umbringt, macht mich härter.‘ Sage ihn als Mantra auf, wenn dein Kind im Supermarkt einen Trotzanfall bekommt.
– Plane keinen Spaziergang, der länger als 100 Meter ist.
– Zögere den Augenblick so lange wie möglich hinaus, wo du deinem Kind das erste Mal eine Süßigkeit gibst. Das Kind wird augenblicklich süchtig.
– Es gibt kein Wundermittel gegen Zahnungsschmerzen. Und trotzdem wird absolut alles ausprobiert.
– Bereite dich innerlich darauf vor, dass der Prozess des Sauberwerdens viel Ähnlichkeit damit hat, einen Welpen stubenrein zu machen.
– Bereite dich ebenfalls innerlich darauf vor, dass du am ersten Kindergartentag mehr weinen wirst, als dein Kind.
– Dein Kind wird im Kindergarten Verhaltensweisen und verbale Ausdrücke mit nach Hause bringen, die dir schon mal einen Vorgeschmack auf die Pubertät geben können.
– Du kannst deiner Tochter nicht für alle Zeiten die Kleidung zusammenstellen. Sie wird sehr früh ihren ganz eigenen….speziellen….Geschmack entwickeln.
– Haare kämmen ist ein Drama!
– Wenn man seiner Tochter das erste Mal die Nägel lackiert, wird einem plötzlich bewusst, wie schnell doch die Zeit vergeht und spätestens dann, hat man nur noch eine verschwommene, verklärte, rosarote Erinnerung an die Babyzeit. Und allerspätestens dann ist man bereit für Baby Nr.2! 

(Foto: Inka H.)

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