Schmerzen

Sorgenwellen

Wo fange ich an…?! Silvester. Einen Tag vor Silvester hat man bei mir in der Schilddrüse einen Knoten entdeckt. Sofort wurde ein Termin beim Radiologen ausgemacht zur Punktion, um festzustellen, ob es sich um gut- oder bösartiges Gewebe handelt. Einmal musste ich diesen Termin verschieben, weil unser Jüngster arges Fieber gekriegt hatte und Vorgestern sass ich dann in dieser Praxis und mir wurde plötzlich ganz mulmig zumute. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich es ganz gut geschafft, meine Sorgen und Gedanken über diesen Knoten bei Jesus abzulegen.

In diesem Wartezimmer aber fingen die Sorgen an zu wachsen. Der Arzt punktierte meine Schilddrüse und es tat weh, obwohl mir versichert worden ist, dass ich nur den Einstich spüren würde. Sorry, aber nochmal muss ich das nicht machen! Danach fingen sofort die Schmerzen an und diese Zyste ‚blutete ein‘, wurde dick. Jetzt hab ich vorne am Hals so einen Knubbel. Kein schönes Gefühl. Zuhause dann rief ich nochmal in der Praxis an, um mich zu vergewissern, ob das auch normal sei, dass man so eine Schwellung bekommt und Schmerzen hat. So wie ich das immer verstanden hatte, sollte man nach einer Punktion überhaupt keine Schmerzen haben. Der Arzt brachte mir nicht gerade schonend bei, dass ich mich bitte sofort ins Krankenhaus begeben soll, wenn die Schmerzen nicht besser werden. Er warnte mich, dass mein Kreislauf jetzt ganz schnell kippen kann und ich auf keinen Fall alleine zu Hause sein darf. Na, super. Ehemann eineinhalb Stunden entfernt auf Arbeit. Keine Großeltern in der Nähe. Alle Freundinnen selber alleine zu Hause mit kleinen Kindern. Nachbarn nicht da.

Irgendwas passierte da in mir. Irgendwas krachte ein wie ein Kartenhaus. Irgendwie waren die Sorgen plötzlich meterhoch um mich aufgetürmt. Nachdem ich mit meinem Mann telefoniert hatte und er sich sofort auf den Weg machte, fing ich an mit Übelkeit zu kämpfen. Ich fand das eh schon eklig, dass mir da im Hals herumgestochert wurde und der Gedanke daran schnürte mir den Magen zu. Mein Kreislauf begann zu spinnen und ich hatte plötzlich riesige Angst, vor den Kindern umzukippen. Mit ganz viel Kraft versuchte ich mich zusammenzureißen. Als mein Mann dann da war wollte ich innerlich zur Ruhe kommen und abschalten. Aber das funktionierte nicht. Die Gedanken und Sorgen fuhren in meinem Kopf Achterbahn und ich hab nicht mehr klar denken können. Am Abend dann bin ich tatsächlich fast in Ohnmacht gefallen und wurde schließlich ins Krankenhaus gebracht.

Das alles ist gestern, am Dienstag, passiert. Am Montag war die Welt noch in Ordnung. Ich war so happy über die Entwicklung der Alltagsliebe Facebookseite (62 ‚Gefällt mir‘ Angaben – das nur so am Rande ;-)), ich freute mich, dass der HNO Arzt Lilli bescheinigt hatte, dass nach der Polypen OP alles gut verheilt ist. Am Montag ruhte ich in mir. Dienstag hat das alles durcheinander gebracht. Irgendwie ist gerade nichts mehr so wie es vorher war.

Das macht mich unsicher. Ich warte auf dieses Ergebnis von der Punktion. Hoffentlich ist alles nur halb so schlimm. Was aber, wenn…?! Und was, wenn mein Kreislauf nicht wieder stabil wird? Und was, wenn die Schmerzen in der Schilddrüse nicht nachlassen? Vielleicht hat der Arzt da etwas verletzt? Kriegen die Kinder viel von meiner Angst und Unsicherheit mit? Belastet sie das? Oh, wenn doch nur wieder Montag wäre.

Heute war Mittwoch. Heute habe ich etwas gelernt. Beziehungsweise wusste ich es schon, aber in solchen Situationen, wo einem das Wasser über dem Kopf zusammenschlägt und man sinkt und sinkt und keinen Halt unter den Füßen findet, da zählt nur eines: SCHAU AUF JESUS! So wie Petrus. Der hatte Mut und stieg aus dem Boot um Jesus auf dem Wasser entgegen zu gehen. Die ersten paar Schritte waren okay. Und dann machte Petrus einen folgenschweren Fehler: er sah auf die Wellen. Und er fing an zu sinken. Das hab ich am Dienstag gemacht: ich hab auf all die Sorgenwellen um mich herum gesehen. Und ich bin gesunken. Heute am Mittwoch war mir klar: ich muss mich entscheiden. Ich kann weiter sinken, oder ich mach es wie Petrus und SCHREIE: ‚Herr, rette mich!‘

‚Sofort streckte Jesus ihm die Hand hin und hielt ihn fest.‘ (Matth. 14, 31). Ich liebe diesen Satz. Und so habe ich das heute auch erlebt. Wenn wir versinken in unseren Sorgen und Ängsten und uns dazu entschließen, ‚Rette mich, Herr‘ zu schreien, dann ist Jesus SOFORT da und HÄLT UNS FEST.

Der Mittwoch ist nun fast vorbei. Jesus hat mich heute fest gehalten. Es geht mir immer noch nicht wirklich gut, aber ich bin gehalten. Ich habe immer noch Bauchweh, wenn ich an das Ergebnis der Punktion denke, aber ich bin gehalten. Ich sinke nicht ins Unendliche, ich bin gehalten.

Es war für mich heute ein richtiger Kampf meinen Blick auf Jesus zu richten und ihn auch dort zu lassen. Nicht auf die Wellen zu schielen, die nach wie vor um mich herum toben. An der biblischen Geschichte finde ich interessant, dass Jesus den Sturm weiter wehen ließ und erst als er und Petrus wieder im sicheren Boot waren, legte sich der Wind. Petrus musste trotzdem auf dem wackeligen Wasser weitergehen, trotz seiner Angst.

Aber an der Hand von Jesus hat er sein Ziel erreicht, trotz aller Sorgenwellen.

 

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Geburtsgedanken

Bald werde ich mein viertes Kind zur Welt bringen – aber in vielerlei Hinsicht kommt es mir so vor, als wäre es meine erste Geburt. Ich habe mir schon bei unserem dritten Kind eine Hausgeburt gewünscht. Da war das leider nicht möglich. Also habe ich ambulant entbunden, wie meine ersten zwei Kinder auch. Ich bin kein Krankenhausfan (wer ist das schon…) und es war für mich immer schlimm, bei Wehenbeginn mich aufmachen zu müssen in den Kreißsaal, wo ich doch nie wusste, welche Hebamme gerade Dienst hat und welcher Arzt bei der Geburt dabeisein würde. Auch hat es mich immer tierisch gestört, am CTG ‚festgekettet‘ zu sein und habe insgesamt keine guten Geburtserfahrungen im Krankenhaus gemacht. Also war eine Geburt zu Hause, in der Geborgenheit der eigenen vier Wände immer ein schöner Gedanke für mich. Dass es jetzt tatsächlich bald soweit ist, macht mich sehr glücklich.

Ich habe in den letzten Wochen viel über Geburt nachgedacht und zwischen die Vorfreude mischt sich auch immer wieder die Angst vor den Schmerzen, das Gefühl, es nicht schaffen zu können, überwältigt zu sein von der Intensität der Wehen. Ich habe vor kurzem in einem Buch den folgenden, tröstlichen Gedanken gelesen:

Als Gott Adam und Eva aus dem Paradies verwiesen hat, da sagte Gott, dass Eva mit Mühen ihre Kinder zur Welt bringen wird. (1. Mose 3,16)
‚Fürwahr, er trug unsere Krankheit und unsere Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsere Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.‘ Jesaja 53,4-5
Interessanterweise ist das Wort für ‚Schmerzen‘ in Jesaja 53,4 im Urtext das gleiche Wort, das für ‚Mühen‘ in 1. Mose 3,16 verwendet wird. Das bedeutet also, dass Jesus am Kreuz auch den Wehenschmerz auf sich nahm. ‚Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten…‚ Das bedeutet nun nicht, dass eine Geburt für uns Christen in jedem Fall ein Sonntagsspaziergang ist. Noch leben wir in dieser Welt mit all ihren einschränkenden Gesetzen- aber wir sind nicht von dieser Welt! Jesus eröffnet mir neue Perspektiven, die meine menschlichen Grenzen durchbrechen können. Er wird mich durch diese Geburt hindurchtragen und das zu wissen, ist mir ein großer Trost. 
Ich hoffe, dass der Geburtsvorgang mir auch dabei helfen wird, dass ich im Glauben wachsen kann. Dass ich ein Stück weit mehr erkennen kann, wieviel Leid Jesus am Kreuz auf sich nahm – für mich. Und wie aus tiefem Leid und großen Schmerzen neues Leben hervorkommt. Am Ende steht die Auferstehung, das Leben! Was für ein Vorrecht, dass ich als Frau neues Leben gebären darf…einen Neuanfang mitgestalten darf.

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