Schwangerschaft

Ein Brief

Ich kenne dich nicht.

Aber ich weiß, dass es dich gibt.

Vielleicht stehst du vor mir an der Supermarktkasse. Vielleicht warten wir nebeneinander an der Fußgängerampel. Vielleicht sitzt du mir in der Straßenbahn gegenüber.

9 Crimes

Du lächelst tapfer, aber deine Welt liegt in Trümmern. Du siehst immer nur diesen Test vor dir, diese zwei Striche. Nichts ist mehr so wie es war.

Da ist keine Freude, nur Angst und Sorge. Schock. Alles ist aus den Fugen geraten und deine Welt steht Kopf.

Alleine stemmst du dich gegen den Wind und fühlst dich hilflos und klein. Gehst durch deinen Alltag ohne Gefühl und trotzdem brennt alles in dir lichterloh.

Tausend Fragen schwirren durch deinen Kopf, nichts macht mehr Sinn und du willst einfach nur weg, weg, weg.

In dir wächst zartes Leben und doch fühlt sich alles an nach sterben. Träume zerplatzen wie Seifenblasen. Eben war deine Zukunft noch hell und schön und vielversprechend, jetzt ziehen dunkle Wolken auf.

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Der Termin ist schon vereinbart, ein paar Tage noch. In deinem Herzen herrscht Krieg. Du willst es und du willst es nicht. Die ersten Muttergefühle lassen sich nicht verdrängen. Du willst schon aufpassen auf dieses klitzekleine Wesen in dir.
Aber hast du die Kraft? Wirst du alles haben was du brauchst? Wirst du dein Kind lieben können, wenn es doch gerade alles durcheinander bringt? Wäre nicht alles einfacher, zu diesem Termin zu gehen und alles auf Null zu schalten, deine Zukunft zurück zu gewinnen? Das zu tun, was dein Freund sagt? Das zu tun, wozu deine Eltern dich drängen? Das zu tun, was deine Freunde von dir erwarten?

Dein Herz sehnt sich nach Klarheit. Nach einem Zeichen. Nach Hoffnung.

Lass diese Zeilen dein Zeichen sein. Dein Meilenstein.

Lass dieses ‚Ja‘, das noch so klein und so zart und so verletzlich in dir schlummert, laut werden und dein Kampfschrei werden. Sag ‚Ja‘ zu dem Neuen, dem Abenteuer, dem absolut Verrückten, dem absolut nicht Geplanten. Ruf dein ‚Ja‘ in deine Welt, setz ein Zeichen, zeige Mut. Geh querfeldein, sei unkonventionell, erwarte Wunder. Erlebe wie dein Bauch wächst, starre stundenlang verliebt auf das Ultraschallbild. Und dann der Moment, wo du dein Kind das erste Mal in Armen hälst, dein ‚Ja‘ zum Urschrei wurde, du gar nicht fassen kannst, welch Liebe in dir wohnt.

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Wird alles einfach? Ist das ein Spaziergang? Nein, du wirst zum Gipfelstürmer, du erklimmst den höchsten Berg, du willst bestimmt oft aufgeben. Aber dort oben dann, am Ziel angekommen, wird dein Glück grenzenlos sein.

Sei ermutigt. Sei umarmt. Entdecke deine Kraft, deinen Willen, dein Durchsetzungsvermögen ganz neu. Werde zur Löwin die für das Leben kämpft. Dein Leben und das Leben deines Kindes.

Frei und wild und mutig.

 

 

 

photo credit: lanier67 <a href=“http://www.flickr.com/photos/48165069@N00/5533216942″>9 Crimes</a> via <a href=“http://photopin.com“>photopin</a> <a href=“https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/“>(license)</a>

photo credit: Jon Ragnarsson <a href=“http://www.flickr.com/photos/50534569@N00/28303099035″>Coast</a> via <a href=“http://photopin.com“>photopin</a> <a href=“https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0/“>(license)</a>

photo credit: DHPersonal <a href=“http://www.flickr.com/photos/18251420@N00/28904942315″>Simon in Light Therapy Bed</a> via <a href=“http://photopin.com“>photopin</a> <a href=“https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/“>(license)</a>

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Mein nicht mehr schwangerer Körper

Die letzten Tage hab ich mir so einiges anhören müssen: In welchem Monat ich denn sei (meine Antwort: ‚Ich habe schon entbunden!‘ Die Reaktion: ‚Ach, ich dachte 5. Monat oder so!), ein Kindergartenkind bestaunt unseren Tim und mustert mich danach und meint: ‚Dein Bauch ist aber immer noch dick!‘ und meine Kinder streicheln oft über denselben und kichern und erinnern mich ebenfalls treu an meine übrig gebliebenen Pfunde. Es ist nicht so einfach nach der Schwangerschaft: die Hormone spielen verrückt, man ist müde, erschöpft, muss irgendwie den Alltag mit Baby managen –  und dann sind da die übrig gebliebenen Kilos. Es trifft mich jedesmal wieder hart: ich bin nicht mehr schwanger, schaue aber noch so aus. Keine einzige Jeans passt und die Shirts bleiben an der Hüfte ‚hängen‘.  Ich bin noch nicht wieder in meinem Körper angekommen und so ganz wie ‚vorher‘ wird er auch nicht wieder werden. Da sind die Dehnungsstreifen, die nie wieder komplett weggehen und das weiche, gedehnte Gewebe. Mein Körper wird immer Zeugnis davon geben, dass vier Kinder in mir herangewachsen sind. Die Frage ist: trage ich diese ‚Narben‘ mit Stolz oder werde ich den Rest meines Lebens damit verbringen, mehr oder weniger erfolgreich gegen die Überbleibsel der Schwangerschaften zu kämpfen?

Neulich hab ich im Fernsehen gesehen, dass prominente, schwangere Frauen ihr Kind gerne mal vier Wochen vor dem Entbindungstermin per Kaiserschnitt auf die Welt holen lassen und im OP Saal der Schönheitschirug nach der Geburt den Bauch gleich wieder schön strafft. Und diese Frauen laufen dann ein paar Wochen später im hautengen Kleid über irgendeinen roten Teppich und säuseln etwas von ‚Disziplin‘ und ‚guten Genen‘.  Diese Frauen handeln ohne Frage egoistisch und haben das Wohl ihres Kindes nicht im Blick.

Wir Frauen opfern ein Stück weit unseren Körper, wenn wir ein Kind unter unserem Herzen tragen. Wir opfern unseren flachen Bauch, unsere schlanken Hüften. Wir geben uns hin, dass ein neuer Mensch in uns heranwachsen kann. Wir ertragen Übelkeit, Rückenschmerzen, schlaflose Nächte. Wir ertragen unbeschreibbare Schmerzen, lassen uns auf einen Prozess ein, der uns das Äußerste abverlangt, und schieben mit größter Kraftanstrengung das Baby in diese Welt hinein. Schwangersein ist kein Zuckerschlecken, von der Geburt ganz zu schweigen. Und dann ist das Baby endlich da – und man schaut ein paar Wochen später in den Spiegel und sieht schlaffe Haut, breite Hüften, extra Kilos. Was soll ich tun, dass mir der Zustand meines Körpers nicht zur Last wird?

– Mir hilft zum einen der Gedanke, dass mein Körper eine vergängliche Hülle ist. Natürlich soll ich gut auf ihn acht geben und ihn pflegen – aber er wird altern und irgendwann zu Staub verfallen. Mein Körper ist nicht so wichtig im Hinblick auf die Ewigkeit.

– Mein Körper ist der Tempel des Heiligen Geistes. Mein Körper ist wertvoll, weil Gott mich ausfüllt. Ihm ist es vollkommen egal, wie viele Dehnungsstreifen ich habe oder ob ich extra Kilos mit mir herumschleppe.

– Meine Kinder lieben meine Weichheit. Es ist für sie Geborgenheit pur sich an mich heranzukuscheln. Kuscheln geht besser mit einem weichen Kissen, als mit einem harten Brett.

– Genauso wie mein Körper während der Schwangerschaft die extra Kilos für mein Baby gebraucht hat, braucht er sie auch jetzt: ich ernähre mein Kind durch das Stillen und mein Körper braucht dazu die Fettpölsterchen und Wassereinlagerungen.

– Die Dehnungsstreifen und mein weicher Bauch erzählen eine Geschichte: die Geschichte von vier Schwangerschaften, von vier wunderbaren Kindern, die in mir heranwachsen durften. Was für ein Zeugnis! Was für ein Erbe! Jeder einzelner Streifen wird mich immer an meine Kinder erinnern und wie eng wir einmal verbunden waren. Selbst wenn sie eines Tages ihr zu Hause verlassen und ihre eigenen Wege gehen, werde ich auf meinem Körper, ganz nah an meinem Herzen die Linien tragen, die sie hinterlassen haben.

Diese Gedanken machen es einfacher, mich mit meinem veränderten Körper auszusöhnen. Leicht ist es nicht und ich habe genügend Frustmomente vor dem Spiegel – aber es tut gut sich daran zu erinnern, dass es weitaus wichtigeres gibt als zu viele Kilos und Dehnungsstreifen.

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Warten II

Seit zwei Wochen habe ich fast jeden Tag Wehen. Manchmal so intensiv, dass ich sie  veratmen muss. Und dann hören sie mit einem Mal auf und ich bleibe etwas verdattert und ziemlich frustriert zurück. Eine erfahrene Mama sagte mir, dass man manche Kinder über Wochen zur Welt bringt. Und auch meine Hebamme meinte, das sei ganz normal die Vorwehen so intensiv zu spüren, wenn man schon mehrere Geburten hinter sich hat. Ich darf mich wohl schon mal auf die Nachwehen freuen.

Ich muss an meinen Beitrag mit dem Titel ‚Warten‘ denken. Da hab ich den Prozess des Wartens als positiv beschrieben – aber mir ist mittlerweile klar: es gibt auch ein negatives Warten. Ein Warten, das an den Nerven zehrt und Ungeduld hervorruft. Ein Warten, das hypersensibel macht und einem das Feingefühl für die Umgebung wegnimmt. Ein Warten, das auch den Blick auf Jesus vernebelt, weil man stur geradeaus sieht, anstatt himmelwärts und ein Warten, das in mir den Drang weckt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und die Kontrolle an mich zu reißen.

Ich bin froh, dass die Bibel dieses ungeduldige, fordernde, verzweifelte Warten auch kennt. Vor allem in den Psalmen begegnen mir oft Personen, die am Ende ihrer Weisheit und ihrer Kräfte waren und die sich danach verzehrten, dass Gott ihnen endlich, endlich zur Hilfe eilt. Ich bin sehr dankbar, dass Gott mich mit meiner allzu menschlichen Ungeduld nicht hängen lässt. Dass er mich Schritt für Schritt durch diese anstrengende, herausfordernde Zeit durchführt. Und dass er mich lehrt, meine Vorstellungen bei Ihm abzugeben und Ihm ganz zu vertrauen.

Und bis dahin werde ich beten:
‚Doch ich bin arm und elend, aber jetzt wird der Herr für mich sorgen. Denn du bist mein Helfer und mein Retter. Mein Gott, zögere nicht länger!‘  Psalm 40,18

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Was ich nicht vermissen werde…

Schwangersein ist schön und auch schön nervig. Vor allem die letzten Wochen sind (für mich zumindest) nicht so prickelnd. Was ich auf gar keinen Fall vermissen werde:

– mich wie eine Bowlingkugel auf zwei Beinen zu fühlen (und mich auch so zu bewegen)
– Tritte gegen die Rippen und gegen den Magen zu bekommen. Wie im Boxring. Allerdings soll das in meinem Fall liebevolle Muttergefühle hervorrufen.
– Sodbrennen
– absolut lächerliche Bewegungen zu vollführen um vom Boden wieder aufstehen zu können
– 20 Kilo
– Gelüste nach genau der Schokolade, die ich gerade nicht zu Hause habe
– überhaupt Gelüste. Mindestens 10 Kilo gehen auf deren Kappe.
– keine bequeme Schlafposition zu finden
– Sodbrennen
– zu enge Schuhe
– ziemlich unattraktiver Watschelgang (siehe Bowlingkugel)
– nur zwei passende Hosen zu haben
– gefühlt alle zwei Minuten auf’s Klo zu müssen
– gefühlt zwei Monate nicht auf’s Klo müssen
– die großen Brüste, die mich vorzeitig zur Milchbar degradieren
– Sodbrennen
– tausend Mal die Frage zu beantworten: ‚Wann ist es denn soweit?‘
– die erstaunten Blicke, wenn ich sage, wie lang ich tatsächlich noch habe
– 9 Monate zu wissen, das der eigentliche Kraftakt mir noch bevorsteht
– alle naselang Blut abgenommen zu bekommen
– Sodbrennen
– wie ein Schlafwandler nachts zur Toilette zu wanken
– Vorwehen
– schlaflose Nächte, obwohl ich noch gar kein Baby stillen muss
– Geburtsalpträume. Hab gehört, die hat jede Schwangere. Aber bestimmt träumt keiner so wirr wie ich.
– Sodbrennen
– meiner zweijährigen Tochter nicht hinterherzukommen
– wie ein Nilpferd zu schnaufen, wenn ich zwei Treppen hochgehe
– Sodbrennen
– zwei Mal zu überlegen, ob es dieses Spielzeug wert ist, dass ich mich jetzt bücke und es  aufräume. Und mich in den allermeisten Fällen dafür zu entscheiden, es liegen zu lassen.
– Kissenbarrikade im Ehebett (eins für zwischen die Knie, eins für den Bauch, eins für unter das Kopfkissen, eins für die Füße)
– Kommentare wie: ‚Du siehst aber fertig aus.‘
– Haare, die sich nicht bändigen lassen.
– äußerst umständliche Versuche wieder aus der Badewanne zu kommen
– Zeugen, die das beobachten (meine Kinder)
– Sodbrennen
– die Phase wo man denkt, man bleibt bis an sein Lebensende schwanger
– Wassereinlagerungen. Klingt so harmlos. Ist so schrecklich.
– Stützstrümpfe. Noch schlimmer.
– Krampfadern.
– Hab ich Sodbrennen schon erwähnt???

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