Herausgefordert

In der Woche vor Ostern…

Der Lärm muss unbeschreiblich gewesen sein. Erhobene Hände, Menschen dicht gedrängt auf den Straßen, Staub in der Luft, Kinder auf Schultern, diejenigen in der letzten Reihe auf den Zehenspitzen um einen Blick zu erhaschen. Das Rascheln der Palmzweige, die aufgeregten Unterhaltungen, das hastige Ausziehen von kostbaren Mänteln, Jacken, Tuniken. Die engen Gassen von Jerusalem werden Zeuge von einem königlichen Einzug, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat. Jesus, der rebellische Rabbi, der in kein Format, kein Schema passt und in Menschen eine Sehnsucht auslöst. Jesus, der von sich sagt, er sei der Messias, Sohn Gottes, der Jahweh, dessen heiligen Namen man nicht komplett auszuschreiben wagt, seinen ‚Abba‘ – Papa nennt. Dieser Mann, der Leprakranke berührte, mit Sündern an einem Tisch saß, der Prostituierte nah an sich heran ließ, der mit den Samaritern freundlich umging. Was für ein gegensätzlicher Mann! Er muss der Messias, der Befreier sein, der den Römern endlich die Stirn bot und Freiheit dem Volk Israel brachte. Wenn nicht er, wer dann?!

Der Lärm muss unbeschreiblich gewesen sein. Erboste Gesichter, Fäuste in den Himmel gereckt, schrille, hasserfüllte Schreie. Menschen dicht gedrängt, die Wut brodelt wie ein Lauffeuer, die Enttäuschung entzündet sich wie ein Flächenbrand. Vereinzelt liegen noch zertrampelte Palmzweige auf den dreckigen Straßen. Die Euphorie ist längst verflogen. Der Messias hat seinen Auftrag nicht erfüllt und ist wie ein Lamm zum Schlachter gegangen, anstatt wie ein Löwe den Schlachter zu zermalmen. Keine Freiheit, die Unterdrückung geht weiter, kein Ende in Sicht. Dieser Mann, der doch von sich behauptete der König der Juden zu sein, der Sohn Gottes steht nun wie ein jämmerliches Häufchen Elend da. Die Haut blutig und voller Schrammen, das Gesicht zerkratzt, die Hände gebunden. Da steht er, ein Betrüger muss er sein, ein dahergelaufener Lügner, ein Hochstapler! ‚Kreuzige ihn! Kreuzige ihn! Kreuzige ihn!‘

Der Lärm muss unbeschreiblich gewesen sein. Der Riss durch den dicken Stoff lässt den Tempel wackeln. Auch die Gebäude Jerusalems erzittern, als das Beben seinen Lauf nimmt. Der Himmel ist unheilvoll dunkel. Die Wolken bewegen sich schnell von einem unsichtbaren Sturm angetrieben. Schreie ertönen, als längst Verstorbene aus Gräbern steigen. Ein Alptraum! Das ist sicherlich das Ende. Menschen liegen sich angstvoll in den Armen, blicken unsicher um sich. Die Lämmer im Tempel blöken laut, bevor sie geopfert werden. Ein Mann hängt am Kreuz und sein letzter Schrei fährt durch Mark und Bein. Es ist ein Schrei des Leidens, ein Schrei der Verzweiflung und ein Schrei des Triumphes. Er stirbt.

Und dann ist Stille.

 

In der Woche vor Ostern…

…möge aus unseren Mündern nicht Lobpreis und Verdamnis gleichzeitig kommen.

…mögen wir trotz Enttäuschung und Verzweiflung an den Verheißungen Gottes festhalten.

…mögen wir inmitten von schwierigen Umständen – mit keinem Ende in Sicht – auf Jesus warten. 

…mögen wir uns nicht vom Lärm der Welt übertönen lassen und unsere Stimme für Gerechtigkeit erheben.

…mögen wir vor Ostern ganz neu begreifen, welches Opfer Jesus für uns gebracht hat und uns ganz neu in ihn verlieben. 

 

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Gedanken zum Frauentag

Ganz ehrlich: ich hätte ihn wieder vergessen. Wer mir schon länger folgt weiß, dass ich mich für einen ‚Tag für Frauen‘ nicht so sehr begeistern kann. Mir geht all dieses sich-selbst-feiern, sich-selbst-auf-die-Schulter-klopfen auf den Keks. Gibt es eigentlich auch einen Tag für Männer? Bestimmt. Es gibt ja für alles einen Tag. Schon alleine deswegen finde ich den Frauentag in der Reihe von vielen Tagen für x-beliebige Themen überflüssig.

Aber dann sehe ich heute bei Instagram, dass der SCM Verlag schöne Folien für den Frauentag veröffentlicht hat und auf vielen Folien finde ich Zitate aus den Tochter Gottes Büchern. Und ich überlege mir, ob ich nun vielleicht doch einen Blogbeitrag schreiben sollte für den Frauentag. Und jetzt sitze ich hier, mein Herz voll von kontroversen Gedanken über diesen Tag, uns Frauen, Feminismus…und ich spüre, dass Gott uns Frauen so sehr liebt und dass wir in einer Zeit leben, wo Frauen ganz neu ins Rampenlicht Gottes gerückt werden, ganz neue Aufgaben zugeteilt bekommen.

Ich glaube so sehr, dass Gottes Strategie für die Welt immer zuerst unser eigenes Herz revolutionieren möchte. Er fängt immer unscheinbar und ungesehen in uns das Arbeiten an. Und es tut immer weh, es scheint immer alles durcheinander zu bringen. Es ist ein Glutofen, ein Prüfen, ein Formen. Sein Wirken in unseren Herzen fordert ein Loslassen, ein Hingeben, ein Ausliefern. Es erfordert Abhängigkeit, den eigenen Willen niederlegen, Vergebung. Der Heilige Geist führt uns auf diesem dornigen, engen Weg durch die Wüste um unser Herz zu läutern, unsere Träume zu prüfen und unsere Gedanken zu reinigen. Die Menschen, die sich auf diese ‚Schule des Feuers‘ einlassen, werden tatsächlich die Welt verändern und prägen.

Inwiefern passt das mit der Message des Feminismus überein? Selbstaufgabe? Lieben, bis es weh tut? Auf das eigene Recht verzichten? Die Schwachen schützen? Aus der Vergebung heraus leben? Den Mann ehren? Unterordnung? Gottes Weg ist immer ein Weg entgegen des Mainstreams. Entgegen dem, was wir als bequem oder auch als gerecht empfinden.

Natürlich gibt es Ungerechtigkeiten, denen wir uns klar entgegenstellen müssen. Gerade auch in der Kirche. Misshandlungen, Betrug in der Ehe…all das ist Gott ein Gräuel. Unterordnung im biblischen Sinne ist ein Geben und Nehmen zwischen Mann und Frau. Der Mann dient seiner Frau, so wie Jesus der Gemeinde dient. Und die Frau ordnet sich selbstverständlich ihrem Mann unter, weil sie weiß, wie sehr sie geliebt ist. Es ist ein Anlehnen an seiner Schulter, ein Geborgensein. Dass das in unserer gefallenen, von Sünde verseuchten Welt pervertiert wird, ist leider ständig der Fall. Es bricht mir das Herz, wenn Frauen mir schreiben, dass ihr Mann Pornographie konsumiert und die Schuld seiner Sucht auf seine Frau abwälzt. Es ist eine Schande, wie Männer sich hinter ihren Schwächen verstecken und ihre Frauen darunter leiden. Wenn das im christlichen Kontext noch als ‚Unterordnung‘ bezeichnet wird, könnte ich weinen. Doch was hilft uns aus dieser Misere? Was bringt wirklich Freiheit? Was bringt geheilte Ehen, wiederhergestellte Herzen?
Herzenstiefe Veränderung wird nicht kommen wenn wir mit menschlichen Methoden kämpfen, auf Frauenmärsche gehen und ‚Pro Choice‘ sind. Wenn wir in Bitterkeit verfallen und Rachegelüste hegen. Wenn wir Gott anklagen.

Veränderung wird kommen wenn Frauen und Männer sich einlassen auf diese enge Beziehung zu Jesus und unser Herz von seinem Herz revolutionieren lassen – das ist die wahre Reformation. Denn aus der Asche stehen die Frauen auf, die geheilt sind. Frauen mit einem reinem Herz und klarem Fokus. Und sie kämpfen nicht für sich selbst. Sie kämpfen für Jesus und sein Reich. Und das verändert alles.

Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Gott mit den Frauen in unserer Zeit Geschichte schreiben möchte. Dazu müssen wir uns auf das himmlische Skript einlassen, dass in vielerlei Hinsicht nicht zu dem passt, was die Welt uns vorschreibt. Ich sage nicht, dass Gott weniger tun möchte, als die Welt sich auf die Fahnen geschrieben hat – er will mehr tun. Die Leuchtkraft, die von Frauen ausgeht, die mit Jesus Herz an Herz leben, ist unbeschreiblich und überstrahlt alles, was wir aus eigener Kraft schaffen könnten. Und dazu brauchen wir keinen modernen Feminismus, der alleine auf menschliche Kraft und Weisheit baut, sondern den Heiligen Geist.

Ich hatte vor kurzem im Gebet den Eindruck, dass Gott Deborahs in unserer Zeit ruft. Frauen, die einflussreiche Positionen inne haben und ganze Nationen verändern können. Ich habe Geschäftsfrauen gesehen, die ihr Know-How, ihre Finanzen und ihre Beziehungen geschickt eingesetzt haben und so Königreich Gottes gebaut haben. In vielerlei Hinsicht haben die Männer nicht ihren Platz eingenommen und das erklärt teilweise den moralischen Verfall unserer Gesellschaft. ‚Schwache Männer produzieren schwierige Zeiten.‘ Gott verteilt viele Aufgaben und Verantwortungen, die zuvor Männer inne hatten, an Frauen. Aber – es ist auch eine Zeit der Heilung zwischen den Geschlechtern. Denn Frauen Gottes arbeiten nie gegen Männer, sondern mit ihnen. Sie haben erkannt, dass nur mit den Männern gemeinsam Gottes Wesen gespiegelt werden kann. Die Frauen, die Gott ruft, die Männer nicht klein halten, sondern ihnen helfen in ihre volle Berufung zu kommen. Wenn die Frauen sich erheben entsteht ein Raum, eine Aufforderung an die Männer, sich mit ihnen zu erheben. Ihr Männer, ihr Söhne Gottes – erhebt euch!

Gott baut sein Reich auf dieser Welt mit seinen Gesetzen. Natürlich schaut das anders aus, als das was wir um uns herum sehen. Wenn das was wir leben und glauben zu 100% konform geht mit dem was die Welt lebt und glaubt, müssen wir uns hinterfragen.

Mein Gebet zum heutigen Frauentag:

Mögen wir Frauen sein, die mit Feuer im Herzen die Kälte in der Welt austreiben.

Mögen wir Frauen sein, die mit mutigem Glauben vorangehen.

Mögen wir Frauen, die bereit sind sich klein zu machen, damit sich jeder gesehen fühlt.

Mögen wir Frauen sein, die den Zeitgeist entlarven und nicht auf die Lügen des Feindes hereinfallen.

Mögen wir Frauen sein, die himmlische Lösungen auf die Erde holen.

Mögen wir Frauen sein, die ihr Leid vor die Füße Jesu legen und Heilung empfangen.

Mögen wir Frauen sein, die Risiken eingehen für Gott.

Mögen wir Frauen sein, die Finanzen freisetzen für das Reich Gottes.

Mögen wir Frauen sein, die für die Familie, wie Gott sie designt hat, aufstehen.

Mögen wir Frauen sein, die Missstände in der Gesellschaft aufdecken, auch wenn sie dabei Ablehnung erfahren.

Mögen wir Frauen sein, die Gottes Stimme klar hören und seine Botschaft in die Welt transportieren.

Mögen wir Frauen sein, die das Leben in vollen Zügen genießen.

Mögen wir Frauen sein, die erkannt haben, dass sie Töchter Gottes sind.

 

Was sind deine Gedanken zum Frauentag und zum Hashtag ‚Break the Bias‘?

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Gott ruft die Pioniere

Mein Mann und ich schauen uns gerade eine Serie über Siedler an, die sich im 19. Jahrhundert auf den Weg in den Westen Amerikas machten. Der Mut der Siedler hat mich schon immer sehr bewegt und Filme wie ‚In einem fernen Land‘ haben mich schon als Teenager total mitgerissen.

Gestern Abend hat mich eine Szene besonders angesprochen und ich glaube, dass sie ein deutliches Bild von der Situation zeichnet in der sich viele von uns befinden.

Die Gruppe von Siedlern ist schon ein paar Tage in unwegsamen Gelände von Texas unterwegs und sie kommen an einen Fluss, den sie überqueren müssen. Die meisten können nicht schwimmen und haben ihre ‚Wagons‘ voll geladen mit Möbeln und Erinnerungsstücken aus ihrer Heimat. Die erfahrenen Begleiter der Gruppe sprechen Klartext: Ihr müsst alles, was nicht unbedingt notwendig ist, abladen – ansonsten schafft ihr es nicht an das andere Ufer. Die Menschen brechen in Tränen aus, denn sie haben sowieso nicht viele Besitzgüter und diese wenigen Dinge sind alles, was ihnen aus ihrem alten Leben geblieben ist. Die Szene erreicht ihren Höhepunkt, als ein Musiker sich weigert sein Klavier abzuladen. Dieses Klavier bedeutet seinen Lebensunterhalt und er kann sich nicht vorstellen es zurückzulassen. Dem burschikosen ‚Captain‘, der die Gruppe anführt, platzt der Kragen und er fährt den Musiker an: ‚Du bist kein Musiker, du bist ein Pionier. Und das ist alles, was du bist, bis du ankommst.‘ Der Musiker bricht zusammen, weil er erkennt: wenn er an seinem Ziel ankommen möchte, dann muss er das, was in ihn bisher definiert hat und ihm Sicherheit gegeben hat, hinter sich lassen und sich seiner neuen Rolle als ‚Pionier‘ fügen.

Die darauffolgende Szene, als die Menschen über den Fluss übersetzen und die Kamera dann auf die Wiese schwenkt wo Bettgestelle, Öfen, Stühle und Tische wild durcheinander stehen, ging mir so nahe. Inmitten von all diesen Schätzen, sieht man das Klavier stehen. Es kostet etwas ein Pionier zu sein.

Ich glaube, dass wir uns in einer Zeit befinden, wo Gott uns ruft kompromisslos das Alte zurückzulassen, weil wir mit dem unnötigen Ballast nicht in dem ‚Neuen‘ ankommen können, in das Gott uns hineinführen möchte. Damit lassen wir auch ein Stück unserer Identität zurück, so wie der Musiker sein Klavier. Es ist ein unglaublich unbequemer Ort, diese Spannung zwischen zwei Destinationen. Es kostet wirklich viel sich aufzumachen und loszulassen. Voranzugehen, ohne genau zu wissen, wohin man eigentlich geht.

Diese Siedler haben von diesem Ort ‚Oregon‘ gehört. Sie hörten, dass es dort sattes Ackerland gibt, Berge und Meer. Es zog sie dorthin, obwohl der Weg voller Gefahren und Entbehrungen war. Aber sie waren noch nie dort. Sie wissen nicht, wie sich die Luft anfühlt, wie es riecht, welche Blumen dort wachsen und welches Getreide am besten gedeiht. Sie gehen, weil sie eine Vision von einem anderen, besseren Leben haben. Sie gehen, weil sie mit dem Leben, das sie bisher hatten, unzufrieden sind. Sie sehnen sich nach mehr.

Gott ruft die Pioniere. Pioniere sind ‚Wegbereiter‘. Sie sind Bahnbrecher, Vorläufer. Sie sind bereit Opfer zu bringen um neues Land zu erobern, Dinge zu tun, die noch nie jemand zuvor getan hat und sie tun dies oft einsam und missverstanden.  Es sind die Calebs und die Joshuas, die der großen Menschenmenge zurufen: ‚Das Land, das wir durchwandert und ausgekundschaftet haben, ist sehr gut.‘ (4. Mose 14) Es sind die Visionäre, die mutigen Kundschafter, die Gott ohne Kompromisse in unbekanntes Terrain folgen und einen Weg bahnen. Es sind die mit großem Glauben, die keine Angst vor den Riesen haben, die das verheißene Land besetzen.

Wir befinden uns in einer Übergangsphase. Es geht eine Ära zu Ende und es beginnt etwas Neues. Wir können es noch nicht benennen, wir können es noch nicht anfassen, es gibt vielleicht noch nicht einmal das richtige Vokabular für das, was vor uns liegt. Es ist wie das fruchtbare Oregon für die Siedler, wie das verheißene Land für die Israeliten. Ich empfinde es so tief in meinem Geist, das es von größter Wichtigkeit ist, dass wir uns nicht aus Angst und Kleinglaube von der Reise abschrecken lassen. Dass wir bereit sind Traditionen und verlässliche Routinen loszulassen und Gott mit allem vertrauen, was wir noch nicht kennen und wissen. Es ist eine Zeit, wo wir teilweise gar nicht mehr genau sagen können, was uns ausmacht und was genau unsere Berufung ist. Das, was in der letzten Season ‚funktioniert‘ hat, wird in dem Neuen, was Gott vorbereitet nicht mehr greifen oder einfach zu menschlichem Aktionismus verfallen.

Lassen wir los, so wie der Musiker sein Klavier? Lassen wir uns von Gott rufen in dieses neue Land, auf diesen neuen Grund und Boden, der erst erschlossen und erwirtschaftet werden muss? Legen wir unsere Ministries, unsere Kirchen, unsere Arbeitsabläufe, unsere Ehrenämter, unsere ‚Funktionen‘ auf den Altar und sind wir bereit voranzugehen, wenn Gott uns den Auftrag gibt?

Für viele wird es in dieser Zeit massive Veränderungen geben. Gott wird Sicherheiten einfordern –  Führungspositionen, Eigenheime, Arbeitsplätze. Er wird dich fragen, wie er Petrus gefragt hat: ‚Liebst du mich?‘ Und je tiefer wir in unserer Liebe zu Jesus verankert sind, desto bereitwilliger können wir unsere Hände öffnen – um loszulassen und zu empfangen. Es ist eine Prüfung unseres Glaubens. Wie sehr sind wir in menschlichem Aktionismus gefangen und wo sehnen wir uns einfach nur nach Begegnung mit dem Heiligen Geist? Wie sehr folgen wir unseren Plänen und fragen nicht nach den himmlischen Blueprints?

Es ist eine Zeit, wo Gott mutigen Glauben mit Zeichen und Wundern begleitet. Es ist nicht mehr in unserer Kontrolle, sondern komplett abgegeben an den Herrn. Es entsteht eine neue Hingabe und Unterordnung in unseren Herzen und Gott ehrt das.

Als Christen ist uns dieser Pioniergeist in der DNA verankert. ‚Geht in die ganze Welt und verkündet allen Menschen die gute Botschaft.‘ (Markus 16,15). Die Bereitschaft auf unerforschten Wegen zu gehen und sich an die Begebenheiten von neuen, unbekannten Umständen anzupassen, ist tief in unserem geistlichen Erbe angelegt. Es ist an der Zeit diesen Abenteurergeist neu zu entdecken.

Lass dich von Gott rufen. Frage ihn wie du in dieser Zeit ein Pionier sein kannst. Erlaube dem Heiligen Geist dein Herz zu prüfen und sei  bereit mit offenen Händen vor Gott zu stehen. Gott baut sein Reich. Inmitten von allem Leid und aller Finsternis graben wir dem Feind das Land ab und lassen das Licht in die dunkelsten Ecken scheinen. Es ist herrlich und es ist schmerzhaft. Es ist das, wofür wir geschaffen wurden.

Steh auf und leuchte! Denn dein Licht ist gekommen und die Herrlichkeit des Herrn erstrahlt über dir.  Denn die Erde ist von Finsternis zugedeckt und die Völker liegen in tiefer Dunkelheit, aber über dir strahlt der Herr auf. Man kann seine Herrlichkeit über dir schon erkennen. (Jesaja 60,1)

 

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Kein Fels in der Brandung

Letzte Woche ist am Dienstag urplötzlich unser süßer Kater Peanut gestorben. Er saß vor der Haustüre, genoss die Sonne, ließ sich von meinem Mann streicheln und schnurrte. 10 Minuten später entdeckt mein Sohn ihn ein paar Schritte weiter – tot. Einfach so.

Als ich meinen Sohn schreien hörte und mein Gehirn dann langsam – wie in Zeitlupe – die Bilder, die ich sah und meine Gedanken vernetzte und die Tatsache in mein Herz sackte, hat es tief in mir drin ‚klick‘ gemacht. Irgendwas ist zerbrochen, irgendwas hat so furchtbar weh getan, dass ich das Gefühl hatte, ich halte das einfach nicht aus. Als ich Peanut liegen sah, hat es mich so tief erschüttert, dass ich über meine Trauer erschrocken bin.

Peanut war unser Wohlfühlkater. Er hat uns immer zum Lachen gebracht. Hat sich lustig mitten in den Flur gelegt und jeder musste über ihn drüber steigen. Das hat ihn überhaupt nicht gestört. Er hat meinen Mann jeden Morgen begrüßt und hat sich ausgiebig kuscheln lassen. Er hatte einen herrlichen Schnurrton, tief, wie ein Bariton, der unglaublich beruhigend wirkte.  Wenn er schlief, hat er manchmal geschnarcht und ich hab immer ein wenig gebraucht, um das Geräusch zu lokalisieren. Wir haben Peanut im April 2020 gekauft, zum Geburtstag unserer ältesten Tochter. Wir wollten ihr ein Tier schenken, das sie emotional unterstützt und ihr ein Gefährte wird. Und Peanut tat genau das und wurde genau das. Er war für uns alle in Zeiten von Quarantäne und Lockdown ein Freudenbringer. Als kleiner Kater, als er durch’s Wohnzimmer geflitzt ist und ich schon Sorge hatte, dass er diese Energie für immer bei behalten würde und als großer Kater, als er mich an den Kater Mog aus Judith Kerr’s Büchern erinnerte.

Als ich Peanut leblos vor unserer Haustüre liegen sah, da war es so, als wäre mir diese Freude gestohlen worden. Diese Lichtblicke im Alltag. Dieser lustige Garfield-Kater, dieses entspannte, beruhigende Tier. Es war ein Schlag in die Magengrube und dieses Erlebnis ließ mich auf wackligen Beinen zurück.

Warum das auch noch, Gott? Nach allem, was wir aufgeben haben, losgelassen haben – warum unser Kater? 

Die letzten Monate habe ich das Gefühl Gott nimmt mir Stück für Stück jede Sicherheit weg. Oder er lässt es zu, dass es mir weggenommen wird. Nicht gewaltsam oder gemein; ich spüre einfach, wie er es einfordert; ähnlich wie ich meinen Kindern ihre Handys von Zeit zu Zeit wegnehme, dass ich ihre volle Aufmerksamkeit haben kann. Oder weil ich weiß, es tut ihnen gut, mal nicht auf den Bildschirm zu starren. Ich spüre in all dem Loslassen-müssen Gottes Vaterliebe und gleichzeitig bin ich wütend und frustriert und unsicher. Je mehr ich aufgebe und loslasse, desto weniger weiß ich, wer ich eigentlich bin. Was mich ausmacht. Wo ich hingehöre. Dass unser Kater Peanut nun auch auf die lange Liste gehört von Dingen, die ich in den letzten Monaten verloren oder aufgegeben habe, fühlt sich ungerecht an. Unfair. Unnötig.

Ich spüre, wie mich dieser Verlust ins Wanken gebracht hat. Nichts ist sicher. Von jetzt auf dann kann alles anders sein. Ist das nicht das Motto unserer Zeit? Das Leben kommt in ungeordneten Wellen auf mich zugerollt, manchmal schaffe ich es meinen Kopf über Wasser zu halten, doch die meiste Zeit gehe ich kurz unter, schlucke Wasser, muss husten und es braucht ein wenig, bis ich wieder genügend Luft in den Lungen habe. Meine Füße verlieren ständig den Halt, der Boden ist uneben, die Wellen lassen mich immer wieder auf den Boden krachen. Es fällt mir schwer mich zu orientieren, fokussiert zu bleiben, ruhig zu sein.

Ich wünschte, es wäre anders. Ich wünschte, ich hätte für mich klare Antworten gefunden. Ich wünschte, ich wüsste genau wie ich mich positionieren soll, was ich sagen soll, welche Instagram Posts ich schreiben soll. Ich schwanke zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit und das fühlt sich nicht erwachsen an. So gerne wäre ich ein Fels in der Brandung, dagegen bin ich wie ein Kiesel, der von den Wellen hin und her geschlagen wird.

Diese Lebensphase zeigt mir brutal, dass ich den Gezeiten ausgeliefert bin. Dass ich gar nicht so stark bin, wie ich dachte. Dass ich immer noch viel Menschenfurcht in mir trage. Dass ich nicht so bin, wie ich gerne wäre. Und diese Erkenntnis tut weh.

Nein, ich bin kein Fels in der Brandung. Aber dieser Kiesel – er wird von den Wellen geschliffen, weich gemacht. Er wird von Ecken und Kanten befreit, sein inneres Muster wird sichtbar. Ist es in Ordnung wenn ich mich dem Unwetter unserer Zeit hingebe und Gott einfach sein Werk tun lasse? Auch wenn ich dabei nicht gut ausschaue und scheinbar alles verliere? Vielleicht mein Ansehen, vielleicht meinen Besitz, vielleicht Freunde, Familie, meine Gemeinde, den Hauskreis? Ist es in Ordnung wenn ich mir blaue Flecken hole, weil die Wellen mich auf den Boden schmeißen, ist es in Ordnung einfach nur über diesen Schmerz zu weinen? Kraftlos, haltlos, erkennend, dass ich nichts habe und nichts bringen kann?

Diese Zeit zwingt mich zu einer Bankrotterklärung. Mein ganzer Stolz wird abgeschliffen, meine Errungenschaften wirken lächerlich angesichts dieser globalen Krise…angesichts der Ungerechtigkeiten, gegen die ich nichts ausrichten kann. Denen ich genauso ausgeliefert bin, wie all den anderen Lebensumständen. Ich würde so gerne etwas Schlaues sagen, etwas Entlarvendes, etwas, das die Spötter zum Schweigen bringt. Aber wenn ich meinen Mund öffne, dann ist da eine Leere. Es ist so, als würde Gott mich zum Schweigen bringen. Noch etwas, dass er gerade von mir zu fordern scheint – meine Stimme.

Ich lege alles auf den Altar. Alles. Ja, es ist eine Bankrotterklärung. Ich erkenne: mein christlicher Lebensstil, mein Tagesablauf, mein Alltag – alles, was vor 2020 in Stein gemeißelt schien, war teilweise eine Fassade. Es hat der Krise nicht standgehalten. Gott hat es entlarvt. Es war nicht stark genug, es war nicht heilig genug, es war nicht genug im Feuer geläutert.

Was wenn diese Zeit in der wir stehen, eine einmalige Chance ist, ‚Ja‘ zu dem Feuer zu sagen, durch das Gott uns führen möchte? Was wenn diese Zeit eine einmalige Chance ist die Kirche, wie wir sie seit Jahrzehnten kennen, auf den Prüfstand zu stellen und von Gott beschneiden zu lassen? Was wenn es eben genau so sein soll, dass alles Kopf steht und Gott selbst die Fäden in der Hand hält und diese Zeit nutzen möchte, um seine Kinder, seine Kirche zu läutern?!

Sagen wir Ja?

Oder halten wir uns krampfhaft an allem Alten fest, an allem, was uns das Gefühl gibt, Kontrolle zu haben? An dem, was uns nach außen hin ‚heilig‘ aussehen lässt?

Oh, ich spüre so sehr, so tief, dass Jesus die Tische in unseren Räuberhöhlenherzen umstoßen möchte. Er kann und will nicht länger dulden, dass wir unser Leben kompromissbereit billig der Welt anbieten. Dass wir so wenig begriffen haben was es bedeutet in Nachfolge zu stehen. Dass wir unser Leben so sehr lieben, dass wir vergessen haben was es heißt alles für Jesus zu verlieren.

Wir sind selbstverliebt. Ich bin selbstverliebt. In so vielen Bereichen. Und jedes Mal, wenn mich eine Welle in den vergangenen Jahren umgestoßen hat, spürte ich wie mein Stolz sich aufbäumte und diese Schmach von Haltlosigkeit nur ganz schwer ertragen konnte.

Was würde passieren, wenn wir von den hohen Rössern unserer vermeintlichen Weisheit steigen würden, uns das nehmen lassen, was uns lieb und teuer ist und bedürftig und hilflos wie ein Kind vor Jesus treten würden? Was würde passieren, wenn wir begreifen würden, dass wir wirklich nichts zu bringen haben? Wenn wir uns diesem Schmerz stellen würden, Buße tun, Vergebung aussprechen und uns neu füllen lassen mit dem Heiligen Geist, uns neue Gewänder geben lassen, neu in unsere Berufung treten – ohne Kompromisse, ohne Menschenfurcht, ohne weich gewaschenes Evangelium? Wenn der Löwe von Judah durch uns sein Brüllen in dieser Welt erschallen lässt? Und wir nicht erschrocken zurückzucken, weil es ‚zu laut‘ und ‚zu unangenehm‘ und ‚zu störend‘ klingt?

Ich spüre, wie Gott mich wie einen Kiesel in die Hand nimmt. Mich wiegt, fühlt, vielleicht noch einmal ablegt, weil ich noch nicht die richtige Form habe. Vielleicht brauche ich noch einige Wellen, bis ich geschmeidig genug bin das zu tun, wozu Gott mich berufen hat. Jedes Loslassen, jedes auf-den-Altar legen, jeder Schicksalsschlag modelliert mich mehr.

Eines Tages – das weiß ich – werde ich in einer Steinschleuder liegen. Perfekt geformt. Und einen Goliath zu Fall bringen.

 

 

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Honigsuche

Mein Sohn hat in der Schule gelernt, dass es in Afrika einen Vogel gibt, der ‚Honeyguide‘ heißt. Vor Jahrtausenden schon hat dieser Vogel Menschen in abgelegenen Dörfern zu Bienenstöcke geführt; 20 000 Jahre alte Wandmalereien, die man in Höhlen gefunden hat, zeugen davon! Als Hausaufgabe musste mein Sohn im Lesebuch über diesen Vogel laut vorlesen und mich hat das so fasziniert und bewegt ihm zuzuhören. Und irgendwie spürte ich auch, dass dieses Naturphänomen tiefere Level hat…

Dieser Honeyguide hat einen bestimmten Ruf, wenn er einen Bienenstock gefunden hat. Er ist dann zu den Dörfern geflogen und die Menschen sind ihm in die Wildnis gefolgt. Ohne den Vogel wäre es für die Menschen extrem langwierig gewesen sich auf die Suche nach Honig zu machen, der wichtige Nährstoffe und Kalorien für sie bot. Der Vogel wiederum brauchte die Menschen um an die Waben heranzukommen, denn die Bienen stellten für den Vogel eine Gefahr da. Der Vogel rief also die Menschen mit seinem Zwitschern und führte sie so zu dem Bienenstock – der Weg dauerte oft mehrere Stunden. Um sich nicht zu verlieren und dem Vogel zu vergewissern, dass sie ihm noch folgten, entwickelten die Menschen einen bestimmten Ruf. Dieses Geräusch wurde von Generation zu Generation weitergegeben und so kommunizieren die Afrikaner schon seit Jahrtausenden mit dem Honeyguide. Beim Bienenstock dann angekommen, wurde er ausgeräuchert, der wertvolle, süße Honig geborgen und die Reste dem Honeyguide überlassen – ein Festmahl für beide Seiten!

Mittlerweile leben die meisten Menschen in Afrika in Städten, die Dörfer sind verlassen. Es gibt Berichte, dass der Honeyguide in Stadtgärten vergeblich nach den Menschen ruft…

Während ich meinem Sohn zuhörte und mir auf YouTube Videos über den Honeyguide anschaute, hatte ich den Eindruck, dass der Heilige Geist mich tief anrührte und mir geistliche Parallelen aufzeigte:

  • Der Honeyguide ist ein Bild für den Heiligen Geist, der uns zum Vaterherz Gottes führen möchte, zu seinem Wort. Denn das Wort Gottes ist wie Honig. Wir alle wissen, dass Honig wertvolle Inhaltsstoffe hat, die unserem Körper gut tun. Genauso wirkt sich das Wort Gottes heilend und nährend auf unsere Seele aus. Die Afrikaner haben die Kalorien des Honigs dringend zum Überleben gebraucht. Und genauso würden wir geistlich verhungern, wenn wir nicht das Wort Gottes zu uns nehmen.
  • Zwischen Honeyguide und den Menschen braucht es ein gewisses Vertrauen, eine eingeübte Kommunikation, damit die Reise zum Ziel erfolgreich sein kann. Genauso brauchen wir gute Ohren um zu hören, wenn der Heilige Geist uns ruft. Wie oft verpassen wir seine Stimme im lauten Alltagstrubel oder haben verlernt, was es bedeutet mit dem Heiligen Geist zu kommunizieren. Der Ruf der Menschen, den der Honeyguide versteht, wurde über Jahrtausende von Generation zu Generation weitergegeben. Inwiefern haben wir in der Kirche gelernt, wie wir mit dem Heiligen Geist kommunizieren können und auf seine Stimme hören können? Wir brauchen wieder diese Schulung, was es bedeutet dem Heiligen Geist hinterher zu gehen und seine Stimme zu hören. Das ist für uns Christen überlebenswichtig.
  • Die Reise zum Bienenstock war beschwerlich. Es dauerte oft mehrere Stunden in der Hitze und der Kargheit der Steppe Afrikas um endlich den Honig bergen zu können. Der Weg auf den uns der Heilige Geist ruft, ist oft anstrengend. Wir werden nicht selten mitten aus einer Tätigkeit heraus gerufen und die Versuchung ist groß, einfach weiterzumachen und abgelenkt zu bleiben. Wie oft verpassen wir wertvolle und lebensspendende Begegnungen mit unserem himmlischen Vater, weil wir zu beschäftigt sind? Wie oft sind wir zu bequem dem Heiligen Geist zu folgen, weil es so viel einfacher ist auf der Couch Netflix zu schauen oder sich in den Social Media zu verlieren?
  • Was meinen Sohn und mich besonders getroffen hat, waren die Berichte von Menschen, die den Honeyguide in den modernen Städten nach den Menschen rufen hörten. Wie er in fein getrimmten Vorstadtgärten vergeblich nach jemanden Ausschau hielt, der sich in die Wildnis zu einem Bienenstock führen lassen würde. Ich frage mich, wie oft der Heilige Geist nach meinem Herzen rief, ich aber nicht mehr in dem Habitat vorzufinden war, wo ich ursprünglich lebte. Nämlich in der absoluten Abhängigkeit zu Jesus. Wo ich dachte, ich hätte alles unter Kontrolle und bräuchte meinen himmlischen Vater nicht. Der Heilige Geist ruft uns in die Wildnis, in die Wüste, heraus aus unserer Bequemlichkeit und vermeintlicher Sicherheit. Dort in den unwirklichsten Orten werden wir kostbaren, lebensspendenden Honig finden. Wenn wir uns aufmachen! Wenn wir uns rufen lassen!

Wie süß schmecken mir deine Worte, sie sind süßer als Honig.

(Psalm 119,103)

 

Aber vergesst nicht das Wort der Schrift: »Heute sollt ihr auf seine Stimme hören. Verschließt eure Herzen nicht gegen ihn, wie die Israeliten es taten, als sie sich auflehnten.«

(Hebräer 3,15)

Video How Honeyguide Birds talk to people

 

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