Gnade

Der Blick in die Zukunft

(von Annette)

Handballwochenende: Am Samstag Spielfest der E-Jugend, bei dem mein Sohn mitspielte, am Sonntag Mini-Turnier, bei dem meine Tochter zum ersten Mal dabei war. Mein Sohn durfte am Samstag in zwei Mannschaften seines Vereins spielen und war somit den ganzen Nachmittag am Ball. Eigentlich wollten wir nur mal kurz vorbeischauen, für ein Spiel und einen kurzen Plausch mit anderen Eltern. Aber dann fiel mir auf, dass ich ihn seit annähernd zwei Jahren nicht mehr im Turnier gesehen hatte (mein Mann war immer dabei oder er war sowieso alleine unterwegs). Ich hatte richtig was verpasst, denn in diesen zwei Jahren waren unsere kleinen wilden Jungs groß geworden, zu einer tollen und schlagkräftigen Mannschaft herangewachsen. Sie konnten auf einmal strategisch und schnell spielen, die Pässe landeten da, wo sie hinsollten, die Tore fielen am laufenden Band. Ich war völlig begeistert und blieb tatsächlich den ganzen Nachmittag. Und die Mannschaft meines Sohnes wurde haushoher Turniersieger…

Am nächsten Tag dann ein kleiner Kontrast: Das Turnier der Minis. Für die meisten war es das erste Turnier überhaupt und dementsprechend nett war es anzusehen. Lauter Kinder, die unschlüssig auf dem Spielfeld stehen, nicht so genau wissen, wohin nun mit dem Ball, das eine oder andere knapp verhinderte Eigentor – aber trotzdem viel Einsatz und Begeisterung. Und da fand ich es toll, dass ich am Tag zuvor quasi schon mal in die Zukunft gesehen hatte. Ich konnte mir vorstellen, wie diese Kinder in vier Jahren mit dem Ball umgehen würden, welches Potenzial noch in ihnen verborgen war, welche Ansätze schon zu sehen waren.

Beeindruckt haben mich auch die Trainer unserer Kinder. Keine Spur von Leistungsdruck oder Schelte, wenn etwas danebengegangen war (und es ging viel daneben). Stattdessen für jeden ein ermutigender Schulterdruck, wenn er ausgewechselt wurde und ein Kommentar zu dem, was er gut gemacht hatte. Viel Lob und gute Laune am Ende – und fast alle Kinder wollten sich sofort für das nächste Turnier anmelden.

Wenn es nur öfter im Leben so wäre: Wenn wir uns nur öfter gegenseitig so ermutigen würden, wenn wir mehr auf das sehen könnten, was klappt, wenn wir manchmal entspannt in die Zukunft sehen könnten und wüssten, dass da tolle Ergebnisse und entfaltete Gaben auf uns warten. Das mit dem Blick in die Zukunft funktioniert leider eher selten, aber ich will öfter mal – vor allem bei meinen Kindern – auf das sehen, was schon gut ist oder auch nur in winzigen Ansätzen schon da ist. Und mich entspannt auf die Zukunft freuen in der Gewissheit, dass Gott das alles im Blick und sowieso ganz andere Maßstäbe hat. Gottes „gut“ entspricht meistens nicht meiner Definition von gut, denn irgendwie mischt Gott in alles eine unvorstellbar große Portion Gnade und Güte, die mir als Mutter leider oft abgeht. Umso froher bin ich, dass er mein Gnadendefizit ausgleicht!

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Gnade

Gnade bedeutet nicht
von den Stürmen des Lebens
bewahrt zu sein
immer auf der Sonnenseite
zu tanzen
bitteres Leid nie zu schmecken

Gnade bedeutet
in den Stürmen
sich an Jesus festhalten zu können
in der Dunkelheit
voller Vertrauen vorwärts zu gehen
den Kelch anzunehmen

trotz all der Tränen
Gottes Güte sehen können
– das ist Gnade

‚Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
des Leids gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar, ohne Zittern
aus deiner guten und geliebten Hand.‘

Dietrich Bonhoeffer, ‚Von guten Mächten wunderbar geborgen‘

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Kurz zwischendurch

Unser Computer funktioniert zur Zeit nicht. Deshalb die schon etwas längere Schreibpause. Aber jetzt abends auf der Couch, den Laptop meines Mannes auf den Knien, der ‚heute spiegel‘ läuft im Hintergrund, da möchte ich jetzt ein paar Zeilen schreiben. Zum einen, weil ich große Neuigkeiten zu verkünden habe. Wir bekommen ein viertes Kind. Ja, wahnsinn. Es war nicht geplant, aber mein Mann und ich haben in der letzten Zeit immer mal darüber nachgedacht und und schließlich vereinbart, zwei Monate darüber zu beten – will Gott uns noch ein Kind schenken? Mein Gebet war: ‚Herr, rede so klipp und klar, dass man gar nicht anders kann, als dich zu verstehen, was du willst.‘ Tja und ein paar Tage später mache ich einen Test und konnte kaum glauben, als der zweite Strich erschien. Gerade fühle ich mich glücklich und überfordert. Glücklich, weil ich noch eine Schwangerschaft erleben darf und Gott mein Gebet so deutlich beantwortet hat. Überfordert, weil gerade alles einen Tick anstrengender ist, als sowieso schon und ich mich an den Gedanken gewöhnen muss, noch einmal alles von Anfang an mitzumachen (wunde Brustwarzen, Zahnen, Trotzanfälle….).

Dann noch ein kleines Erlebnis am Rande. Als ich heute mittag die Pfannkuchen in der Pfanne rausgebacken habe, Marit neben mir auf der Arbeitsfläche saß und zufrieden an einem Keks kaute, die Sonne rein schien und ein Lieblingslied im Radio lief, da war mein Leben für einen wunderbaren Moment lang perfekt. Alles fühlte sich richtig an, das war Geborgenheit pur.
Die Mehrheit des Tages war nicht ganz so perfekt, aber das macht nichts. Solche Momente geben Kraft, rücken alles in die richtige Perspektive, lassen Dankbarkeit wachsen. Ich bin so gesegnet! Es ist Gnade im kleinsten, alltäglichen Handgriff.

So einen Moment wünsche ich dir heute!

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Himmlische Lektion

Gestern hat meine Tochter Lilian in die Hose gemacht. Obwohl ich mir schon so oft vorgenommen habe, solche Situationen mit Gelassenheit hinzunehmen, bin ich auch diesmal ‚aus der Haut gefahren‘. Ich habe sie kräftig ausgeschimpft und als ich so vor mich hinnörgel und die ‚Sauerei‘ beseitige, umarmt sie mich kräftig und sagt: ‚Ich vergebe dir, Mama, weil du mich angeschreit hast.‘ Wow. Mein Ärger kam mir plötzlich lächerlich vor und ich konnte gar nicht anders, als die Vergebung anzunehmen und mich bei ihr zu entschuldigen. Mir geht diese Begebenheit nicht aus dem Sinn. Meine Tochter hätte eingeschnappt sein können, sie hätte sich in ihr Schneckenhaus zurückziehen können, sie hätte mir die kalte Schulter zeigen können. Und was macht meine dreijährige? Sie macht einen Schritt auf ihre schimpfende Mama zu und sichert mir ihre Vergebung zu.
Ist das nicht ein wunderschönes Beispiel dafür, wie Vergebung funktioniert? Trotz guter Vorsätze sündige ich immer wieder, ein Fehltritt reiht sich an den anderen. Und mitten in meine Sünde hinein, spricht Jesus mir seine Vergebung zu. ‚Denn Christus ist schon zu der Zeit, als wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben.‘ Römer 5,6 Die Vergebung ist mir zugesichert, ich muss, ich darf sie nur noch annehmen. Und dann stelle ich mir das nicht so vor, dass da ein strenger Richter auf mich mit kritischem Blick herabsieht und mir zähneknirschend schon wieder vergibt. Ich stelle mir vor, dass Jesus voller Freude auf mich zukommt und voller Liebe mir meine Last abnimmt. So wie das meine Tochter mir gegenüber getan hat: ohne Konditionen, ohne Moralpredigt, ohne ein schlechtes Gewissen zu machen. Sie gab mir eine Umarmung, als ich es am wenigsten verdient habe. Vergebung lässt sich nicht erarbeiten, nicht verdienen. Jesus hat den Preis am Kreuz bezahlt – ein für allemal.
Da habe ich gestern ganz unverhofft beim Unterhose auswaschen und Popo abputzen eine himmlische Lektion über Gnade und Vergebung gelernt.

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