Trauer

Trauerarbeit

Ich bin nicht mehr schwanger. Vorgestern habe ich herausgefunden, dass mein Baby nicht mehr lebt und dass es herausgeholt werden muss. Jetzt ist mein Bauch leer. Ich weine und habe einen Schmerz, wie ich ihn bisher noch nicht kannte. Mein Baby, das ich in der kurzen Zeit, in der es in mir wachsen durfte, schon so lieben gelernt habe, ist nicht mehr da.

Ich habe so oft zu meinem Mann gesagt, dass ich unendlich dankbar bin, dass ich bisher keine Fehlgeburt miterleben musste. Dass ich mit drei normalen Schwangerschaften gesegnet war. Dass ich diesen Schmerz, wie ihn andere Frauen mir schon beschrieben haben, nicht erlebt habe. Als dann vorgestern die Blutungen einsetzten, kam sofort Panik auf. Eine düstere Vorahnung. Der Ultraschall bei der Frauenärztin bestätigte meine Angst: kein Herzschlag. Mein Baby ist wahrscheinlich in der 8. Schwangerschaftswoche gestorben und ich habe nichts davon gemerkt.

Ich hab mich zwar gewundert, warum von einen auf den anderen Tag die Übelkeit weg war. Und warum mein Bauch nicht so gewachsen ist, wie bei den vorhergehenden Schwangerschaften. Aber ich habe mir nichts weiter dabei gedacht. Diese Schwangerschaft ist halt anders, sagte ich mir. Dieses Baby ist etwas ganz Besonderes.

Ich bin im Internet schon an Namenslisten hängengeblieben. Hauptsächlich habe ich nach Jungennamen gesucht, weil ich dachte, dieses Mal wird es bestimmt ein Junge. Gestern fiel mir ein Zettel mit ein paar ausgesuchten Namen in die Hände –  dann liefen die Tränen. Ich vermisse mein Baby.

Ich vermisse das Gefühl schwanger zu sein. Diese Freude zu spüren über das neue Leben. Jetzt ist da einfach nur Leere. Und ich weiß gerade nicht, wie ich die Leere füllen soll. Ich habe gefühlte 100 Mal in den letzten Tagen gehört, dass ich ja wieder schwanger werden kann. Aber momentan will ich kein anderes Baby, als Ersatz. Ich wolltes dieses Baby. Ich wollte sehen, ob es ein Mädchen oder ein Junge ist. Ich wollte seinen oder ihren Charakter kennenlernen. Ich wollte es spüren und riechen, herumtragen, stillen, in den Schlaf wiegen. Auch wenn dieses kleine Baby nicht größer als 3 cm wurde, ich sein Strampeln nie gespürt habe – hat es mich doch zur Mutter gemacht. Nicht nur zu einem Viertel oder nur halb – sondern vollkommen. Ich war Mutter mit Haut und Haar für dieses kleine Wesen. Jetzt bin ich im Wochenbett ohne Kind. Und es fehlt mir so.

Gestern in der Klinik war ich wie taub. Ich habe nur geweint, als man mich in den OP Saal geschoben hat, ich mich auf dieses fürchterliche Bett legen musste und mir die Beine festgeschnallt wurden. Da hatte ich das Gefühl mir wird mein Baby weggenommen und ich kann nichts dagegen tun. Als ich nach der OP aufwachte, war mir so schmerzlich bewusst, dass ich nun leer bin. Nicht mehr schwanger. Dieses Mal habe ich mit ganz anderen Mühen entbunden. Es tat viel mehr weh.

Nun weiß ich, dass statistisch gesehen fast jede zweite Schwangerschaft mit einer Fehlgeburt endet. Tröstet mich das? Nein. Ich weiß, dass ich jederzeit wieder schwanger sein kann. Hilft mir das gerade? Nein. Ich wurde in das kalte Wasser der Trauer geschmissen und momentan fühlt es sich so an, als würde ich untergehen. Mir ist bewusst, dass die Wunde noch sehr frisch ist und ich dem Schmerz Zeit geben muss. Sämtliche Hormone und Gefühle fahren Achterbahn und ich versuche mich mit einem Roman abzulenken. Bloss nicht an den Schmerz denken, an die Leere, an das verlorene Glück. Bloss nicht an das Ultraschallbild denken, worauf ich kein Leben entdeckt habe.

Als ich gestern früh aufgewacht bin hatte ich das Lied von Matt Redman im Kopf: ‚Blessed be your name.‘ Und ich habe an Hiob gedacht, von dem die Worte stammen, die Matt Redman in seinem Lied verwendet: ‚Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, gepriesen sei der Name des Herrn.‘ Unter Tränen kann ich diesen Satz sagen. Es sind heilsame Worte. Sie nehmen mir meine Schuldgefühle. Sie weisen mir meinen Platz zu. Ich bin nicht Herr über Leben und Tod. Ich empfange nur. Ich muss das ganze nicht verstehen. Es ist genug, wenn der Schöpfer versteht. Und am Ende steht das Lob. Mein Gott ist immer noch würdig. Und wenn ich in meiner Trauer Ihn anbete, nimmt es mir meinen Schmerz. Weil sein Licht jede Dunkelheit erhellt. Es tut weh und ich kämpfe mich durch den Schmerz. Aber ich bin so dankbar, dass ich nicht ohne Hoffnung sein muss. Dass Jesus da ist und mitleidet. Dass ich nicht alleine bin in meiner Trauer. Dass ich wissen darf:

Mein Baby ist jetzt bei Jesus.

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Trauer

Die kleine Simi ist gestern in den Armen von ihrem Papa gestorben.

‚Manches Ende ist ein Anfang,
manche Nacht das Morgengrauen,
mancher Tod bringt neues Leben
und Enttäuschung mehr Vertrauen.

Geh den Weg mit bis zum Ende,
geh den Weg mit durch die Nacht.
Geh durch Tod mit und durch Sterben
und dann zeig uns deine Macht.

Deine Hand ertast ich zitternd.
Ängstlich horch ich, was du sagst.
Und ich fange an zu ahnen,
dass du liebst, selbst wenn du plagst.‘
(J. Werth)

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you give and take away

Blessed be your name
in the land that is plentiful
where your streams of abundance flow
Blessed be your name

Vor einigen Monaten habe ich erfahren, dass eine Freundin mit ihrem dritten Kind schwanger ist!
Ich habe mich so mit ihr gefreut. Im vierten Schwangerschaftsmonat gab es Auffälligkeiten während des Ultraschalls. Aber ein Experte gab Entwarnung: Alles in Ordnung! Da war die Freude noch größer.

Blessed be your name
when I’m found in the desert place
though I walk through the wilderness
Blessed be your name

Gestern erhielt ich eine Email mit der Nachricht, dass meiner Freundin ganz plötzlich die Fruchtblase geplatzt ist und die Geburt nicht länger hinausgezögert werden konnte. Ihr Baby war noch zu klein um zu überleben.

Every blessing you pour out
I’ll turn back to praise
when the darkness closes in, Lord
still I will say

Blessed be the name of the Lord
blessed be your name
Blessed be the name of the Lord
blessed be your glorious name

Heute ist die Beerdigung.

Blessed be your name
when the sun’s shining down on me
when the world’s all as it should be
Blessed be your name.

Ich sehe meine Kinder an und begreife wie wertvoll, wie zerbrechlich sie sind. Wir haben in diesem Leben keine Garantie auf Sicherheit, auf Gesundheit, auf ein ’sie-lebten-glücklich-und-zufrieden-bis-an-ihr-Lebensende‘.

Blessed be your name
on the road marked with suffering
though there’s pain in the offering
Blessed be your name.

Das macht mir Angst und lenkt doch meinen Blick auf meinen himmlischen Vater. Ich schaue auf meinen Gott, der alles in der Hand hält. Und ich frage mich, ob ich Ihm wirklich völlig vertraue.

You give and take away
you give and take away
my heart will choose to say
Lord, blessed be your name!

Mein Herz schmerzt, wenn ich an die Familie denke, die ihren kleinen Jungen verloren hat. Ich begreife Gottes Wege nicht, sie sind zu hoch für mich. Ich fühle mich wieder neu herausgefordert, mein Leben offen vor Gott hinzulegen und mich und meine Lieben Ihm anzubefehlen. Und dankbar zu sein, für das was Er gibt! Und gleichzeitig demütig anzuerkennen: Er ist Gott! Er kann auch wieder nehmen.

(Liedtext von Matt und Beth Redman. Ich habe einmal gelesen, dass dieser Text entstanden ist, nachdem Beth mehrere Fehlgeburten erleiden musste.)

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